Erzbischof Heße fordert "ethischen Kompass" bei Migrationsfragen

Menschenwürde bei Flüchtlingen achten

Bei Migrationsdebatten braucht es nach den Worten von Hamburgs Erzbischof Stefan Heße einen "krisenfesten ethischen Kompass". Bei Fragen von Flucht und Migration gebe es eine große Versuchung, "den Nächsten gering zu schätzen."

Flüchtlinge aus Afrika in Europa / © Cristian Gennari (KNA)
Flüchtlinge aus Afrika in Europa / © Cristian Gennari ( KNA )

Das sagte er am Donnerstag bei einer digitalen Veranstaltung. "Wir erleben das gerade auf sehr bedrückende Art und Weise an den Außengrenzen im Osten der EU." Heße äußerte sich im Rahmen einer ökumenischen Fachtagung zu dem im Oktober veröffentlichten Migrationswort der Kirchen.

Die Werte, aufgrund derer die Würde von Schutzsuchenden verteidigt werde, dürften "keine Schönwetterveranstaltung" sein, erklärte der Erzbischof, der auch Vorsitzender der Migrationskommission der Deutschen Bischofskonferenz ist. Sie müssten sich in der Realität "als lebbar und lebensnotwendig" erweisen.

"Migration menschenwürdig gestalten"

In ihrem "Gemeinsamen Wort" unter dem Titel "Migration menschenwürdig gestalten" plädieren die beiden großen Kirchen in Deutschland für einen menschenwürdigen Umgang mit Flüchtlingen und Migranten. Mit Blick auf das Papier erklärte Heße, dass sich "niemals" legitimieren lasse, wenn die Menschenwürde missachtet und Schutz angesichts von Gefahren für Leib und Seele verweigert werde. "Grundlegende menschenrechtliche Standards sind im Zweifelsfall höher zu gewichten als andere Güter."

Es könne und müsse darüber gestritten werden, wie humanitäre Flüchtlingspolitik konkret gestaltet werden soll, sagte der ehemalige Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski. "Und solche Debatten über kontroverse Positionen können meiner Meinung nach letztlich den gesellschaftlichen Zusammenhalt mehr fördern als der Verweis auf vermeintliche Alternativlosigkeiten."


Quelle:
KNA
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