DOMRADIO.DE: Die Sommerpause im Vatikan ist vorüber. Der Papst gibt seine erste Generalaudienz im Damasushof. War es in den vergangenen Wochen ruhig um ihn?
Mario Galgano (Redakteur bei Vatican News): Nun, in den vergangenen Wochen, war es alles andere als ruhig um Papst Franziskus. Es fanden ja auch Generalaudienzen statt, wenn auch im privaten kleinen Rahmen mit den engsten Mitarbeitern in der Bibliothek im Apostolischen Palast. Sonntags gab es auch die Angelus-Gebete mit dem Papst auf dem Petersplatz, da sind ja auch Hunderte von Menschen gekommen. Für Papst Franziskus war das sicherlich keine Urlaubszeit, dieser Sommer 2020 in der Corona-Zeit.
DOMRADIO.DE: Zugelassen war man heute nur nach vorheriger Anmeldung. Wie können die Corona-Schutzmaßnahmen bei Generalaudienzen und in den nächsten Wochen auch wieder beim Angelus-Gebet sonntags auf dem Petersplatz umgesetzt und eingehalten werden?
Galgano: Zunächst einmal werden natürlich die Körpertemperaturen gemessen. Man darf also nicht mehr als 37,5 Grad haben, um Zutritt zum Vatikan zu haben. Das ist eigentlich die wichtigste Regel. Das gilt für alle Vatikanbesucher und für uns Mitarbeiter übrigens auch. Wenn wir zur Arbeitsstelle gehen wollen, müssen wir auch diese Sicherheitsmaßnahmen durchmachen.
DOMRADIO.DE: Der Papst trifft in den Audienzen wieder auf viele Menschen. Wie schützt er sich vor dem Coronavirus?
Galgano: Er würde ja gerne am liebsten die Menschen umarmen. Das ist eben in dieser Corona-Zeit nicht möglich. Er desinfiziert sich die Hände, so wie wir das alle hier tun. Man sieht ihn weniger mit der Mundschutzmaske herumlaufen. Das liegt daran, dass die Menschen um ihn herum immer dieselben Mitarbeiter sind. Das heißt, es ist so wie in einer Familie. So wie es eben bei den Menschen zu Hause ist, so ist es auch beim Papst. Er verhält sich in diesem Sinne ganz normal.
Aber wenn es jetzt um die Öffentlichkeit geht, bei der Generalaudienz zum Beispiel, da hält er sich natürlich an die Regeln, die für ihn wie für uns alle gelten.
DOMRADIO.DE: Touristen, die nach Rom kommen, treffen im Vatikan auf die Schweizergarde. Können die Schweizergardisten ausreichend Abstand halten, um sich selber zu schützen?
Galgano: Die Schweizergardisten, ich komme ja auch selber aus der Schweiz und habe etliche Freunde bei der Schweizergarde, haben es derzeit nicht so einfach. Sie haben zwar einen Mundschutz bekommen und werden auch kontrolliert. Es gibt auch ein Gesundheitssystem im Vatikan. Aber natürlich ist das Risiko für sie ein bisschen größer als für andere Mitarbeiter, weil sie eher mit den Menschen und vor allem mit Touristen Kontakt haben. Es galt schon immer, dass man Abstand halten muss, wenn man zu einem Schweizergardisten hingeht beziehungsweise beim Zutritt zum Vatikan.
DOMRADIO.DE: Welchen Unterschied macht es für den Papst jetzt, die Gläubigen wiederzutreffen und persönlichen Kontakt zu haben statt des Livestreamings?
Galgano: Der Unterschied zwischen einer sozusagen virtuellen Generalaudienz und einer reelen Generalaudienz besteht eigentlich darin, dass der Papst wieder die Menschen um sich hat. Er mag die Menschen, er mag viele Menschen um sich herum, er mag den Blickkontakt, er mag auch Menschen berühren, das kann er jetzt in jedem Falle nicht. Aber diese menschliche Nähe tut ihm persönlich sehr gut.
Das Interview führte Tobias Fricke.