Mexikanischer Bischof fordert Hilfe gegen Drogen-Kartelle

Schutzgelder und Flucht

Immer wieder protestiert die Kirche in Mexiko gegen die eskalierende Drogenkriminalität. Sie ähnelt einem Bürgerkrieg und betrifft vor allem Unbeteiligte. Ein Bischof bezeichnet Sicherheitskräfte als "Komplizen".

Polizisten in Mexiko City / © Andrea Quintero Olivas (shutterstock)
Polizisten in Mexiko City / © Andrea Quintero Olivas ( shutterstock )

Große Sorge über ausufernde Gewalt zwischen Drogenbanden an Mexikos Südgrenze hat der Bischof der dortigen Diözese Tapachula, Jaime Calderon, geäußert. Hunderte Mexikaner im Hochland von Chiapas seien in den vergangenen Wochen ins benachbarte Guatemala geflohen, da die von den Kartellen ausgelöste Gewalt kaum mehr erträglich sei, erklärte der Bischof in mehreren aktuellen Mitteilungen seiner Diözese. In seiner jüngsten ordnete er ein diözesanweites Friedensgebet und eine Kollekte für die Opfer der Auseinandersetzungen an.

Schon über ein Jahr dauert in Chiapas ein heftiger Territorialstreit zwischen dem Kartell Jalisco-Neue Generation und dem Sinaloa-Kartell an. Dabei kommt es immer wieder zu Angriffen, Morden und der Vertreibung von Menschen äußert. 580 Menschen - darunter vor allem Kinder, Frauen und Senioren - hätten im Nachbarland Guatemala Schutz vor der Kriminalität gesucht, verkündete in der Vorwoche der guatemaltekische Präsident Bernardo Arevalo.

Lebendige Schutzschilder

Wie die Krise für die Bevölkerung konkret spürbar ist, verdeutlichte Bischof Calderon in seinen Schreiben. Die Bewohner würden von den Kartellen eingeschüchtert und unter Androhung von Bestrafung und Übergriffen gezwungen, Schutzgelder zu bezahlen und für sie zu arbeiten, etwa durch ein Wachestehen an Kontrollpunkten, mit denen der freie Verkehr ins Nachbarland behindert wird. Sie müssten auch als lebendige Schutzschilder an den Konfrontationen der Kartelle teilnehmen, so der Bischof.

Angesichts der grassierenden Drogengewalt prangerte der Bischof auch die "Gleichgültigkeit und offensichtliche Komplizenschaft" der Nationalgarde und der mexikanischen Armee an. Die Regierung habe die Menschen im Stich gelassen, denn sie komme ihrer Pflicht nicht nach, für ihre Sicherheit zu sorgen.

Hilfe für die Opfer der Drogengewalt

Für die kirchlichen Einrichtungen legte der Bischof fest, alles nur Mögliche für die "Hilfe unserer Geschwister in Not" - und somit die Opfer der Drogengewalt - zu tun. Die Caritas müsse durch Spenden zur Soforthilfe befähigt werden. Bereits jetzt verteilten mehrere Priester Lebensmittelpakete in den betroffenen Gebieten aktiv; die von den Kartellen errichteten Kontrollpunkte erschwerten jedoch auch diese Tätigkeit.

Der 58-jährige Calderon war zu Monatsbeginn von Papst Franziskus zum Metropolitanbischof von Leon ernannt worden. Auch sein neuer Einsatzort im Bundesstaat Guanajuato zählt zu den aktuellen Hotspots des Drogenkrieges in Mexiko.

Quelle:
KNA