Migranten-Krise im marokkanischen Ceuta

Bereits 4800 Menschen abgeschoben

Nach zwei chaotischen Tagen mit der Ankunft von rund 8.000 Migranten hat sich die Lage in der spanischen Nordafrika-Exklave Ceuta relativ beruhigt. Die Zahl der wieder nach Marokko abgeschobenen Menschen erhöhte sich unterdessen.

Spanien, Ceuta: Ein spanischer Soldat begleitet ein Kind nach seiner Ankunft in Ceuta / © Antonio Sempere (dpa)
Spanien, Ceuta: Ein spanischer Soldat begleitet ein Kind nach seiner Ankunft in Ceuta / © Antonio Sempere ( dpa )

Es seien auf circa 4.800 Menschen, wie ein Vertreter des spanischen Innenministeriums in Ceuta weiter mitteilte. Viele seien freiwillig zurückgekehrt, hieß es. Diesen amtlichen Angaben zufolge belief sich die Zahl der neuen Ankünfte unterdessen "praktisch auf Null".

Die rund 8.000 Menschen waren Montag und Dienstag in Ceuta und damit faktisch in die EU eingedrungen. So viele Menschen waren innerhalb so kurzer Zeit (ca. 36 Stunden) noch nie nach Ceuta gekommen. Zuvor hatte Marokko die Grenzkontrollen zur Enklave gelockert.

Streit über Westsahara

Beobachter in Spanien sind davon überzeugt, dass ein Streit über die Westsahara, die bis 1975 spanische Kolonie war, die Krise ausgelöst hat. Marokko beansprucht große Teile des dünn besiedelten Gebiets an der Nordatlantikküste. 

Rabat ist verärgert, weil der Chef der dortigen Unabhängigkeitsbewegung Polisario, Brahim Ghali, in einem spanischen Krankenhaus behandelt wird. Die Lockerung der Grenzkontrollen sei eine Art Vergeltungsaktion gewesen, hieß es.

Zehntausende wollen in die EU

Obwohl Marokko 1956 die Unabhängigkeit von Frankreich und Spanien erlangte, hat Spanien in Nordafrika weiterhin zwei Exklaven: Ceuta an der Meerenge von Gibraltar und das 250 Kilometer weiter östlich gelegene Melilla. Beide werden von Rabat beansprucht. 

In der Nähe beider Gebiete harren Zehntausende Afrikaner vorwiegend aus Ländern südlich der Sahara auf eine Gelegenheit, in die EU zu kommen. Meistens versuchen mehrere hundert Menschen auf einmal, über die Grenze zu kommen. Mutmaßlich wegen der Corona-Pandemie hatte es zuletzt vergleichsweise nur wenige solcher Aktionen gegeben. 

Katholische Kirche in Marokko

Christen bilden in Marokko, wo der Islam Staatsreligion ist, eine winzige Minderheit. Sie machen etwa 0,09 Prozent der rund 35 Millionen Einwohner aus. Die Zahl der Katholiken in Marokko beziffert der Vatikan auf 23.000. Die meisten von ihnen sind Europäer oder afrikanische Migranten. Papstbotschafter in Marokko ist seit Ende 2015 der Italiener Vito Rallo (70).

In Marokko gibt es zwei Erzbistümer: Rabat und Tanger mit insgesamt 35 Gemeinden und 23 Priestern und vier Ordensmännern. Daneben wirken in Marokko gut 150 Ordensfrauen in insgesamt 30 Einrichtungen.

Papst Franziskus besucht ein Sozialzentrum in Temara, Marokko / © Paul Haring (KNA)
Papst Franziskus besucht ein Sozialzentrum in Temara, Marokko / © Paul Haring ( KNA )
Quelle:
dpa