DOMRADIO.DE: Sind die Invictus Games so etwas wie die Paralympics mit Soldaten und Soldatinnen?
Dr. Bernhard Felmberg (Evangelischer Bischof für die Seelsorge in der Bundeswehr): Ja. Das sind Soldatinnen und Soldaten aus verschiedensten Ländern. Sie ähneln tatsächlich den Olympischen Spiele, nur für Soldatinnen und Soldaten, die im Krieg an Körper und/oder Seele verletzt wurden. Das macht die Sache so besonders.
Das ist in Zeiten, wo wir merken, dass Menschen für Frieden und Freiheit ihren Körper und ihre Seele hinhalten, besonders wichtig. Dass wir das dieses Jahr in Deutschland ausrichten können, ist sicherlich großartig. Die Militärseelsorge spielt dabei eine wichtige Rolle, weil wir den gesamten Menschen im Blick haben, sowohl die Seele als auch den Körper.
DOMRADIO.DE: Wirft der aktuelle Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine ein besonderes Licht auf diese Wettkämpfe?
Felmberg: Dass dieses Jahr die Invictus Games unter einem besonderen Stern stehen und eine besondere Aufmerksamkeit haben, hat sicherlich damit zu tun. Ich glaube, uns ist in Europa deutlich geworden, dass die Bundeswehr mit den Soldatinnen und Soldaten zur Verteidigung und zur Freiheit unseres Landes wichtig sind.
Wir werden dieses Jahr auch eine Mannschaft aus der Ukraine dabeihaben. Es wird viele Kontakte, viele Gespräche geben. Wir in Deutschland bilden auch ukrainische Soldatinnen und Soldaten aus. Das sind natürlich Begegnungen, die prägen.
Zum einen prägt es die Menschen, die in der Bundeswehr mit ihnen zu tun haben. Zum anderen prägt es aber vielleicht auch im Nachhinein die ukrainischen Soldaten, die einige Wochen in Deutschland waren und das in ihre neuen Lebenszusammenhänge mitnehmen.
DOMRADIO.DE: Den Eröffnungsgottesdienst in der Johanneskirche haben Sie als evangelische Militärseelsorger gemeinsam mit dem Evangelischen Kirchenkreis Düsseldorf organisiert. Für wen ist dieses Angebot? Ist es ökumenisch?
Felmberg: Ich bin erst mal sehr dankbar, dass wir in der Militärseelsorge eine wunderbare Ökumene leben. Das geht über alle Hierarchien hinweg. Die Militärseelsorge ist sogar im Auslandseinsatz stellvertretend für die andere Konfession mit vor Ort.
Soldatinnen und Soldaten unterscheiden nicht wesentlich, ob ein evangelischer und katholischer Geistlicher vor ihnen steht. Sie wollen die Hilfe, die im christlichen Glauben zu finden ist, und die Kompetenz des jeweiligen Pfarrers, der Pfarrerin entgegennehmen. Von daher sind wir bis hinein in die Bischofsebene sehr eng miteinander verbunden.
Wir werden einen Eröffnungsgottesdienst evangelischer Prägung halten. Bischof Overbeck wird, glaube ich, am Donnerstag einen großen katholischen, internationalen Gottesdienst feiern, sodass beide Konfessionen ihre Kraft verdoppeln, indem wir zwei große Angebote machen.
Das evangelische Angebot am Samstag ist bewusst mit dem Evangelischen Kirchenkreis Düsseldorf zusammen gestaltet, weil es mir wichtig ist, dass wir die Idee der Invictus Games auch in die Stadtgesellschaft und in die zivile Kirche hineintragen.
Denn die zivile Kirche hat manchmal vielleicht ihre Berührungsängste mit Militärseelsorge oder kennt die Zusammenhänge von Kirche unter den Soldatinnen und Soldaten nicht. Von daher ist es mir wichtig, auch innerhalb unserer eigenen Kirche immer wieder Brücken zu schlagen.
DOMRADIO.DE: Sie wollen das Motto der Invictus Games auch im Gottesdienst aufgreifen. "Home for Respect" lautet das Motto. Wie interpretieren Sie das?
Felmberg: "Home for Respect" ist erst mal ein Ausdruck. Hier habt ihr einen Schutzraum, hier seid ihr zu Hause. Denn Soldatinnen und Soldaten erfahren natürlich nicht überall Respekt. Häufig machen Soldatinnen und Soldaten, die verwundet sind, auch die Erfahrung, dass manche Menschen sehr flapsig sagen, Augen auf bei der Berufswahl. Das gehört zu deinem Beruf dazu.
Das tut weh, zumal wenn man sich für die freiheitliche Demokratie einsetzt. "Home for Respect" heißt aber für uns Christen viel mehr. Dieser Bereich ist nicht nur auf Düsseldorf und einige Tage dieser wunderbaren Spiele begrenzt, sondern "Home for Respect" genießen wir als Christen bei Gott. Das ist unser Schutzraum. Der Schutzraum, den Gott für uns eröffnet, ist wesentlich.
Das können wir in der Militärseelsorge den Menschen in der Bundeswehr und den Soldatinnen und Soldaten auch sehr deutlich machen, sodass auch hier der christliche Glaube als ein Schutzraum, ein "Home for Respect" betrachtet wird. Das werde ich sicherlich auch benennen.
Das Interview führte Tobias Fricke.