"Es ist eine typische Dilemma-Situation, in der nur eins klar ist: Nichts zu tun ist keine Lösung", sagte Overbeck am Mittwoch in Essen der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Denn "diesem Morden muss ein Ende bereitet werden", wie es auch Papst Franziskus gesagt habe.
"Wir müssen alles tun, um den Menschen vor Ort wieder ein würdiges Leben zu ermöglichen", betonte der Essener Bischof nach einem Treffen mit dem chaldäisch-katholischen Erzbischof von Mossul im Nordirak, Emil Schamoun Nona. Und dazu "muss auch gehören, dass als eine der letzten Möglichkeiten die Androhung von Gewalt hoffentlich ausreicht". Es könne aber auch sein, "dass man zu anderen Mitteln greifen muss, weil diese Angreifer eine andere Sprache nicht verstehen".
Nona schilderte die Lage der Flüchtlinge im Nordirak als katastrophal. "Die Situation wird immer schlimmer! Es fehlen Unterkünfte, Lebensmittel, Medikamente, einfach alles. Aber sie brauchen auch psychologische Hilfe für die geschundenen Seelen." Alle kirchlichen Gebäude seien voller Flüchtlinge, berichtete der Bischof: "Demnächst setzt der Starkregen ein. Danach steht der Winter mit bis zu minus 10 Grad vor der Tür. Viele wissen nicht, wie sie überleben sollen. Die Zeit drängt."
Enttäuscht von Muslimen
Tief enttäuscht äußerte sich Nona über viele Muslime im Irak. Bislang habe keiner ihrer Führer das äußerst brutale Vorgehen der Terrormilizen öffentlich verurteilt. Und auch viele der geflohenen Christen seien von ihren direkten muslimischen Nachbarn tiefer verletzt worden als von der IS-Miliz, "weil sie die ersten waren, die uns ausgeraubt haben".
Nona ist momentan zu Gast beim Caritasverband im Bistum Essen, der seit 2007 Hilfsprojekte im Norden des Irak mit bisher mehr als 1,7 Millionen Euro unterstützt und jetzt die Versorgung von 150 weiteren Familien mit Lebensmitteln zugesagt hat.
Overbeck rief dazu auf, Hilfsaktionen großzügig zu unterstützen, denn sicher wollten viele am liebsten in ihrem Land bleiben, sofern es denn noch möglich sei. "Auf der anderen Seite müssen wir aber auch hier eine Willkommenskultur pflegen für alle Flüchtlinge, deren Leben und deren Würde bedroht ist."