Militärbischof Overbeck zum Drohneneinsatz

"Dahinter muss ein konkreter Mensch stehen“

Der katholische Militärbischof Franz-Josef Overbeck lehnt unbemannte Kampfdrohnen nicht von vornherein ab. Nur dürfe "niemals die Tötung eines Menschen durch einen Automatismus ausgelöst werden“, unterstreicht er im domradio.de-Interview.

Bischof Overbeck beim Truppenbesuch / © Christina Lux / KMBA
Bischof Overbeck beim Truppenbesuch / © Christina Lux / KMBA

domradio.de: Wie kann es gelingen, Schutzverpflichtung und Soldatenschutz in Einklang zu bringen?

Bischof Overbeck: Zum einen ist davon auszugehen, dass wenn die Soldaten einen Auftrag haben, der dem Frieden dient und vor allen Dingen - so sagen wir Katholiken - dem gerechten Frieden. Dafür muss man Waffen gebrauchen, die natürlich niemals ethisch neutral sind und von daher immer die Gefahr in sich bergen, dass sie eine Wirkung haben, die auch auf sie selber zurückschlägt. Von daher ist jeder Soldat - aber auch diejenigen,  die die letzte Verantwortung tragen - gehalten, dafür zu sorgen, dass Soldaten selber keinen Schaden nehmen. Das ist manchmal ein Konflikt, der nicht einfach zu lösen ist. In diesem Zusammenhang dafür zu sorgen, dass ethische Kriterien angewandt werden, die dem Schutz aller dienen, ist eine der Aufgaben, die wir in der Kirche wahrnehmen.

domradio.de: Mit auf der Agenda steht heute auch der Einsatz von Drohnen, der völkerrechtlich umstritten ist. Wie stehen Sie dazu?

Bischof Overbeck: Jede Waffe ist nicht einfach ethisch neutral, sondern braucht in ihrer Entwicklung, ihrer Herstellung, in der Beschaffung und besonders hinsichtlich ihres Gebrauches eine Begründung. Zu den Begründungen haben wir katholischen Bischöfe gesagt, müssen verschiedene Perspektiven bedacht werden. Einerseits ist es wichtig, den Aufklärungsaspekt und den Schutz der eigenen Soldaten zu sehen, da können die Drohnen sicherlich vieles leisten, was andere Waffensysteme unter anderen Bedingungen nicht so effizient leisten können.

Zweitens ist immer zu bedenken, dass es ein Risiko für die Zivilbevölkerung gibt, das man gut in Blick haben muss, um wirklich dem Frieden auf Dauer zu dienen. Drittens ist es für uns wichtig, man muss immer das Leben derer, die bekämpft werden, auch nach Möglichkeit schonen, ein Prinzip, das wir immer nach vorne gestellt haben. Wichtig sind uns auch das Bedenken der Folgen für das soldatische Berufsethos, dass nämlich niemals die Tötung eines Menschen durch irgendeinen Automatismus ausgelöst werden darf, sondern dass dahinter immer ein Personal verantwortetes Tun steht, nämlich ein konkreter Mensch.

domradio.de: Zum Dialog eingeladen hat Verteidigungsminister de Maizière. Wie erleben Sie die Zusammenarbeit mit der Regierung und dem Minister. Hat er ein offenes Ohr für die Meinung der Kirche?

Bischof Overbeck: Die Bundesregierung und der Herr Verteidigungsminister haben ein sehr offenes Ohr, sowohl für die Meinung des katholischen als auch die des evangelischen Militärbischofs und alle, nicht nur der Minister, sind sehr erpicht auf eine gute Zusammenarbeit und das heißt natürlich immer auch auf eine - im positiven Sinne des Wortes - Auseinandersetzung angelegte. Es geht um verschiedene Perspektiven, mit denen wir demselben Ziel dienen wollen, nämlich dem Frieden. Von daher ist Auseinandersetzung ein positiver Begriff und der heutige Dialog ist ein nächster Schritt, in dem wir öffentlich machen wollen, dass das ein Thema ist, das für alle von Belang ist. Ich erlebe das Interesse der Politik insgesamt und aller die Verantwortung tragen, durch alle Parteien übrigens, als ausgesprochen hoch und wir, das geht immer nur in ökumenischer Verbundenheit, tun das Unsrige, um diesen Dialog zu fördern, weil es ja um den Frieden, um die Menschen geht.

Das Interview führte Christian Schlegel


Quelle:
DR