Das sagte der katholische Militärgeneralvikar Reinhold Bartmann am Donnerstag in Berlin. Unter den 180.000 Angehörigen der Bundeswehr sind nach seinen Angaben derzeit gut 20.000 Frauen, davon 40 Prozent im Sanitätsdienst. Bartmann sprach bei einer Tagung unter dem Titel "Auf dem Weg zur Generalinspekteurin?"
Ausgeprägte Skepsis
Der Militärgeneralvikar räumte ein, dass in den Streitkräften "die Skepsis von Männern gegenüber weiblichen Vorgesetzten immer noch ausgeprägt" sei. Die Leistungsfähigkeit von Soldatinnen werde infrage gestellt; nach einer Studie erlebe jede zweite von ihnen sexuelle Belästigungen. Mit Blick auf Chancengerechtigkeit von Frauen könne die Bundeswehr von Erfahrungen anderer Streitkräfte lernen, betonte Bartmann.
Auch der Wehrbeauftragte der Bundestags, Hans-Peter Bartels (SPD), forderte, Frauen dürften in der Bundeswehr "nichts Exotisches und kein Ornament sein". Ohne Frauen könne die Freiwilligenarmee ihre Ziele nicht erreichen. Bartels bedauerte, dass mehr Frauen als Männer den Dienst in der Bundeswehr vorzeitig aufgäben.
Dies sei auch auf Defizite zurückzuführen, Beruf und Familie zu vereinbaren. Von mehr Angeboten zur Kinderbetreuung würden auch die Väter unter den Soldaten profitieren.
Leitbild fordert Respekt
Der frühere Generalinspekteur der Bundeswehr, Wolfgang Schneiderhan, hob die Bedeutung der "Inneren Führung" für den Umgang von Männern und Frauen in den Streitkräften hervor. Dieses Leitbild fordere Respekt vor Menschenwürde und Bürgerrechten auch im Dienst. Der Kommandeur des Zentrums Innere Führung der Bundeswehr, Generalmajor Reinhardt Zudrop, erklärte, das Grundgesetz verpflichte die Bundeswehr zur Chancengerechtigkeit für alle Menschen, nicht nur für Frauen.
Veranstaltet wurde die Fachtagung vom Zentrum für ethische Bildung in den Streitkräften, das die katholische Militärseelsorge unterhält, sowie dem Zentrum Innere Führung und dem Wehrbeauftragten.