Papst Franziskus telefonierte am Montag mit Patriarch Tawadros II. und bekundete seine Verbundenheit mit den Opfern des Attentats. Die koptisch-orthodoxe und die katholische Kirche seien "geeint im Blut" ihrer Märtyrer, sagte Franziskus in dem Gespräch laut Vatikansprecher Greg Burke. Der Papst versicherte demnach weiter, in einer Messe am Montagabend für die koptische Gemeinschaft zu beten.
Der Anschlag auf eine koptische Kirche in Kairo war nach Angaben von Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi ein Selbstmordanschlag. Die Tat sei von einem 22-Jährigen mit einem Sprengstoffgürtel ausgeführt worden, sagte al-Sisi während der Beerdigung der Opfer am Montag in der ägyptischen Hauptstadt. Drei weitere Verdächtige seien verhaftet worden und würden derzeit verhört.
Merkel: "Feiges Verbrechen"
Bei dem Anschlag auf eine koptische Kirche in unmittelbarer Nähe des Amtssitzes des koptischen Papstes Tawadros II. waren am Sonntag mindestens 23 Menschen getötet worden. Eine Zwölf-Kilo-Bombe detonierte laut staatlicher Zeitung "Al-Ahram" in der anliegenden Kirche von Sankt Peter und Sankt Paul. Sicherheitskräfte durchkämmten anschließend die Umgebung. Das ägyptische Gesundheitsministerium hatte die Zahl der Opfer am Montag von 25 auf 23 herunter korrigiert. Zunächst bekannte sich niemand zu dem Anschlag, der einer der schlimmsten gegen die christliche Minderheit in Ägypten seit Jahren war.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat den Anschlag auf koptische Christen in Kairo als "feiges Verbrechen" verurteilt. Es sei ein Versuch gewesen, das friedliche Zusammenleben der Religionen in Ägypten zu stören und Zwietracht, Hass und Feindschaft in der ägyptischen Gesellschaft zu säen, erklärte die stellvertretende Regierungssprecherin Ulrike Demmer am Montag in Berlin. Man vertraue darauf, dass sich die Bevölkerung nicht auseinanderdividieren lasse.
Mehr Sicherheit garantieren
Der Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), Olav Fykse Tveit, verlangte, die Behörden in Ägypten und anderen Ländern müssten Sicherheit für alle Bürger vor grausamen Verbrechen wie in Kairo garantieren. Die Gewalt gegen Christen und auch andere religiöse Minderheiten im Nahen Osten müsse gestoppt werden. Tveit betonte, dass die Kirchen außerhalb des Nahen Ostens ihren bedrohten Glaubensbrüdern zur Seite stehen müssten.
Das Massaker zeige, wie stark Christen in Ägypten und im ganzen Nahen Osten bedroht seien, erklärte der Generalsekretär des Weltkirchenrat. Tveit erinnerte daran, dass Kopten in den vergangenen Jahren in Ägypten mehrmals das Ziel von Gewalttätern gewesen seien. Der Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen bezeichnete die Ermordeten als "Märtyrer für ihren Glauben".
Anteilnahme reicht nicht
Eine entschiedene Reaktion der ägyptischen Regierung forderte der Bischof der koptisch-orthodoxen Kirche in Deutschland, Anba Damian. "Wir erhalten zwar viele Worte der Anteilnahme", sagte Damian in Höxter dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Wir erwarten aber, dass die Regierung alles dafür tut, dass der Anschlag aufgeklärt wird und die Täter bestraft werden." Dazu sei bislang nichts von der Regierung zu hören gewesen.
Kirchen und Christen in Ägypten seien immer wieder Opfer von Anschlägen, beklagte der Bischof. So waren in der Neujahrsnacht 2011 bei einer Explosion vor einer Kirche in Alexandria 23 Menschen ums Leben gekommen. Auch bei den vergangenen Angriffen seien die Täter nicht gefasst worden. Solange die Taten nicht verfolgt und die Täter nicht verurteilt würden, werde es immer wieder solche Angriffe geben, warnte Damian.
Sunniten-Vertreter fordert "eiserne Faust"
Der wichtigste Vertreter der Sunniten in Ägypten und Groß-Imam der berühmten Al-Azhar-Moschee, Ahmed Mohammed al-Tayyeb, verurteilte den Anschlag auf die Christen als "schweres Verbrechen gegen alle Ägypter". Er sprach Koptenpapst Tawadros II. sein Beileid aus und forderte zugleich, "mit eiserner Faust" gegen jene vorzugehen, die Ägypten schaden wollen. Die koptische Kirche sprach in einer bei Facebook verbreiteten Erklärung von einer "feigen, verabscheuungswürdigen Tat". Zugleich appellierte sie an die nationale Einheit, die alle Ägypter auf dem gesegneten Boden des Landes zusammenbringe.
Der Präsident des Jüdischen Weltkongresses, Ronald S. Lauder, sprach von einem "barbarischen Akt". "Der Angriff auf christliche Gläubige in einer Kirche in Kairo ist nicht nur ein Angriff auf Christen, er ist ein Angriff auf uns alle", erklärte Lauder in New York. Die ägyptischen Behörden müssten alles tun, um weiteres Blutvergießen zu verhindern und Gebetsstätten zu schützen.
Von einem "schrecklichen Anschlag auf eine Kirche in Kairo" sprach die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini am Montag in Brüssel. Die Solidarität Europas gehe «an unsere ägyptischen Freunde», sagte Mogherini.
An der Seite Ägyptens
Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) verurteilte den Anschlag "auf das Schärfste". "Wir stehen im Kampf gegen den Terrorismus an der Seite Ägyptens", sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Montagsausgaben). Die Täter und ihre Hintermänner wollten das friedliche Zusammenleben von Christen und Muslimen mit terroristischer Gewalt hintertreiben. "Wir müssen alles dafür tun, dass ihnen das nicht gelingt", sagte Steinmeier.
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, schrieb bei Facebook, er empfinde "Zorn über diese feige Tat". "Der Kampf gegen Fundamentalisten, die über Leichen gehen, muss ein gemeinsamer Kampf aller Religionen sein", forderte er.
Immer wieder Anschläge
Kopten stellen etwa zehn Prozent der ägyptischen Bevölkerung. Immer wieder gibt es in dem Land am Nil Anschläge auf die Christen. In der Neujahrsnacht 2011 waren bei einer Explosion vor einer Kirche in der Stadt Alexandria 23 Menschen ums Leben gekommen. Im Oktober desselben Jahres kamen im Zentrum von Kairo mindestens 25 Menschen bei gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Kopten und der Armee ums Leben. Die Kopten hatten gegen die Diskriminierung von Christen protestiert. Im August 2013, nachdem der islamistische Präsident Mohammed Mursi gestürzt worden war, kam es zu Gewaltexzessen von Islamisten. Sie zerstörten Dutzende Kirchen, Klöster, christliche Kliniken und Schulen.
Heute ist die Muslimbruderschaft verboten. Doch sind die Salafisten die zweite Macht im Staat und sie wehren sich vehement dagegen, dass Kopten mehr Rechte bekommen, etwa um Kirchen zu bauen