"Leider wenden sich deutsche Firmen dem afrikanischen Markt noch zu wenig zu, ein größeres Interesse und Engagement würde ich mir wünschen", sagte die CDU-Politikerin dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (Dienstag). "Afrikas Landwirtschaft birgt eine Riesenchance", betonte Klöckner.
Die Bevölkerung Afrikas werde bis 2050 von heute 1,2 auf dann 2,6 Milliarden Menschen anwachsen. "All diese Menschen müssen im wahrsten Sinne in Lohn und Brot gebracht werden. Das kann eine Win-Win-Situation werden - für deutsche Investoren und Afrikas Jugend", sagte die stellvertretende CDU-Vorsitzende. So könne eine moderne, nachhaltige und ertragreiche Landwirtschaft zur Senkung der Arbeitslosigkeit beitragen und vielen jungen Menschen eine Bleibeperspektive geben. "In einen größeren Rahmen gesetzt, ist sie ganz konkrete Fluchtursachenbekämpfung", betonte Klöckner.
Kritik an Bodenpolitik lokaler Regierungen
Zugleich forderte die Bundeslandwirtschaftsministerin bessere Rahmenbedingungen für ausländische Firmen in Afrika. "Investitionen sind oft noch mit zu großen Risiken behaftet. Ein großes Problem ist die häufig fehlende Rechtssicherheit, mitunter müssen Ausländer sogar Enteignungen fürchten", sagte sie. Sie sieht bei lokalen Regierungen eine Mitschuld an Misswirtschaft und der Verarmung von Kleinbauern. "Letztlich sind ausländische Investoren doch auch nicht allein das Problem. Zur Wahrheit gehört doch, dass es oft die Bodenpolitik afrikanischer Regierungen ist, die problematisch ist", sagte Klöckner.
Derweil hat Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) ein stärkeres humanitäres Engagement in Afrika angekündigt. "Wir werden investieren in den Aufbau von Gesundheitsstrukturen, Stärkung der Landwirtschaft, und mein ganz besonderer Schwerpunkt richtet sich auf Ausbildung und Bildung", sagte Müller dem Radiosender Bayern 2. Afrika nehme 90 Prozent seiner Flüchtlinge selbst auf, deshalb habe man eine Verpflichtung zu helfen.
Müller: Hunger ist Mord
Mit dem Wissen und der Technik von heute könne das Ernährungsproblem gelöst werden, erklärte der Minister. "Hunger ist Mord", sagte er. Deshalb müsse bei der öffentlichen Entwicklungszusammenarbeit mehr getan werden. Müller forderte dazu mehr Geld aus dem Bundeshaushalt. Bedingung auch für mehr private Investitionen sei aber eine stärkere Eigenleistung der afrikanischen Staaten: "Kampf der Korruption, Aufbau von rechtstaatlichen Systemen - das ist Voraussetzung, damit privates Investment gelingt."
Auf Einladung von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) kommt am Dienstag der G20-Investment-Summit in Berlin zusammen. Dazu werden elf Staatschefs afrikanischer Länder sowie Vertreter von Weltbank und Internationalem Währungsfonds erwartet. Unter den Teilnehmern sind der neue äthiopische Ministerpräsident Abiy Ahmed Ali sowie der ägyptische Präsident Abdelfattah al-Sisi. Im Mittelpunkt steht die Verknüpfung von Entwicklungszusammenarbeit und privatwirtschaftlichen Investitionen.