DOMRADIO.DE: Papst Franziskus ist aktuell mit einer Bronchitis etwas angeschlagen. Wie haben Sie den Papst gestern erlebt?
Alexander Schweitzer (Ministerpräsident in Rheinland-Pfalz, SPD): Ich habe ihn als sehr vital erlebt. Er hat sich während unseres Gesprächs immer wieder für seine Bronchitis entschuldigt, wofür es natürlich gar keinen Grund gibt. Das war für mich eine große Ehre, ihm begegnen zu dürfen. Ich habe ihm jedenfalls keine Schwäche angemerkt. Er war sehr präsent.
DOMRADIO.DE: Franziskus ist oft auch ein sehr spontaner Mensch. Was war sein erster Satz, als er Sie sah, diesen zwei Meter großen Mann?
Schweitzer: Ich glaube, man hat seinen Augen angesehen, dass er schon ein bisschen überrascht war. Aber er hat sich darauf nicht bezogen. Wir haben über Rheinland-Pfalz und über meine katholischen Wurzeln geredet. Ich war ein katholischer Junge vom Dorf, so habe ich es formuliert, und das hat ihn interessiert.
DOMRADIO.DE: Wie kamen Sie ins Gespräch? Wenn man dem Papst gegenübersitzt, wie funktioniert das, dass man schnell auf einer Ebene ist?
Schweitzer: Ich habe zunächst mal gar nicht über politische oder gesellschaftspolitische Fragen gesprochen, sondern ich habe ihm tatsächlich berichtet, was das für mich bedeutet, ihm begegnen zu dürfen, dass es für mich eine große Ehre ist und auch ein Kindheitstraum, den ich wahrscheinlich als Kind gar nicht hatte, weil das für mich als Messdiener so unwirklich gewesen wäre, darüber nachzudenken, dem Papst zu begegnen.
Und ich habe ihm erzählt, wie das war, wenn man in einem katholischen Kindergarten in der Pfalz mit den Fragen der Weltkirche und der Gerechtigkeit zu tun hat, in dieser Form, mit der man eben damit zu tun hat, wenn man fünf oder sechs Jahre alt ist.
Ich habe berichtet, dass ein indischer Pater Franklin, den bei uns in der Südpfalz jeder kennt, berichtet hat, wie das mit den indischen Kindern ist und wie schwierig ihre Kindheit und ihre Umstände waren und wie das uns Kindern die Augen geöffnet hat. Das ist eine erste wichtige Begegnung mit Gerechtigkeitsfragen, die für mich nicht aus der Politik kommt, sondern aus der katholischen Kirche.
DOMRADIO.DE: Im Gepäck hatten Sie eine Sachspende im Wert von 8.000 Euro für das Almosenwerk des Vatikans. Das stammt von einem Unternehmen aus Boppard. In der Stadt hat Franziskus 1985 die deutsche Sprache studiert. Konnte er sich noch daran erinnern?
Schweitzer: Er hat sich gerne daran erinnert. Er hat sich sehr darüber gefreut, dass ich ihm aus Boppard erzählt habe und dass ich ihm berichtet habe, dass seine Spuren in Boppard noch zu sehen sind und dass sich Boppard, aber auch ganz Rheinland-Pfalz darüber freut, dass er diese Wurzeln oder diese Verbindungen hat.
Und tatsächlich war es so, dass wir mit einem Unternehmen, das im Bereich der Hygieneprodukte weltweit erfolgreich ist, in Kontakt getreten sind und dass das Unternehmen sich sehr darüber gefreut hat, dass es Hygieneartikel für das Almosenwerk spenden konnte.
DOMRADIO.DE: Sie selbst sind römisch-katholisch, Ihre Frau ist evangelisch, Sie leben also vermutlich recht ökumenisch. Gibt es diesbezüglich Wünsche, die Sie als katholischer Christ an den Papst haben?
Schweitzer: Wir haben auch darüber gesprochen, dass meine Frau, die ja auch dabei war, evangelische Religionslehrerin ist und dass wir unsere Kinder evangelisch erzogen haben. Da war er sehr entspannt, Hauptsache getauft und alles ist gut.
Wir haben auch viel gelacht. Er hat manche Anekdote erzählt, die ich nicht weiter erzählen möchte, und es war ein sehr unterhaltsames Gespräch. Er ist wirklich berührend, sympathisch und offen.
DOMRADIO.DE: Haben Sie auch über Fußball gesprochen?
Schweitzer: Nein, das nicht. Aber da hätten wir sicherlich auch wieder Anknüpfungspunkte gefunden.
DOMRADIO.DE: Und wenn man schon mal in Rom und im Vatikan ist, wie haben Sie und Ihre Frau den Tag noch genutzt? Oder ging es dann sofort wieder zurück in die Heimat?
Schweitzer: Nein, tatsächlich hatten wir auch die Gelegenheit, durch die Heilige Pforte zu gehen. Wir hatten die Gelegenheit, uns den Petersdom ein bisschen anzuschauen und hatten dann, darüber war ich sehr froh, auch noch mal Gelegenheit, in einer kleineren Gruppe mit Kardinalstaatssekretär Parolin zusammen zu kommen. Das war schon ein Gespräch, das sehr stark mit gesellschaftspolitischen Fragen, auch mit der Zusammenarbeit zwischen der katholischen Kirche in Deutschland und dem Heiligen Stuhl zu tun hatte.
Darüber hatte ich auch übrigens mit dem Heiligen Vater sprechen können. Er hat mich gefragt, wie ist denn die Zusammenarbeit in einem Fall zwischen der Landespolitik und der Kirche? Und da konnte ich nur davon berichten, dass wir wirklich eine intensive, gute Zusammenarbeit haben, auch mit den Bischöfen der Bistümer, die für Rheinland-Pfalz wirken.
Das war mir wichtig, auch deutlich zu machen, dass die katholische Kirche für uns ein ganz wichtiger Partner ist. Und das war mir auch wichtig, dem Heiligen Vater das näherzubringen.
Das Interview führte Carsten Döpp.