Ministerpräsident Weil für Sicherheit in Gesellschaft

Kirchen stiften Gemeinschaft und Identität

Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil hofft auch in Zukunft auf "starke Kirchen und andere Religionsgemeinschaften" im Land. Das sei von großer Bedeutung für den Zusammenhalt der Gesellschaft, sagte er im Interview mit der Osnabrücker Bistumszeitung "Kirchenbote".

Miteinander trotz Verschiedenheit / © Harald Oppitz (KNA)
Miteinander trotz Verschiedenheit / © Harald Oppitz ( KNA )

"Religionsgemeinschaften haben einen Wertekanon und stiften Identität", verdeutlichte SPD-Politiker Weil. Genau das bräuchten Menschen in Zeiten gesellschaftlicher Umbrüche.

Digitalisierung und Globalisierung lösten derzeit Unsicherheit und Besorgnis aus, sagte der Ministerpräsident. Dagegen müsse Sicherheit gesetzt werden, etwa in Form von Wohnraum, Essen, Gesundheitsschutz und Pflege sowie Schutz vor Existenzrisiken.

Als soziale Wesen bräuchten Menschen zudem Gemeinschaften, denen sie sich zugehörig fühlen und in denen sie akzeptiert sind. "Je mehr Zusammenhalt, je mehr Gemeinschaftsgefühl wir haben, desto mehr Sicherheit werden Menschen empfinden."

Ungerechtigkeitsgefühl in der Gesellschaft

Weil sprach sich für eine Entlastung kleiner und mittlerer Einkommen sowie einen höheren Spitzensteuersatz aus. Das sei notwendig, da die soziale Schere im Land immer weiter auseinandergehe. Zudem verwies er auf drohende Altersarmut sowie das Armutsrisiko von Kindern. Er verstehe, dass innerhalb der Gesellschaft ein Ungerechtigkeitsgefühl existiere.

Es gebe einiges, was die Politik besser machen könne. Als Beispiele nannte er mehr Investitionen in die Pflege, eine Kindergrundsicherung, bessere Familien- und frühkindliche Förderung sowie mehr Ganztagsschulen.

"Da ist noch viel zu tun"

Zudem warb der Ministerpräsident für mehr Zusammenhalt unter den Kulturen. Es stelle den Deutschen kein gutes Zeugnis aus, dass seit Generationen hier lebende Muslime immer noch nicht als vollwertige Mitglieder der Gesellschaft akzeptiert seien. "Fakt ist, wer sich mit dem Namen Schmidt um einen Job bewirbt, hat größere Chancen als mit dem Namen Yildrim", so Weil. "Da ist noch viel zu tun."

Weil warnte in dem Zusammenhang vor einem wachsenden Nationalismus.

"Erfolgsrezept" gesellschaftlicher Zusammenhalt

Er setze dagegen das Bild einer Gesellschaft, die aus unterschiedlichen Quellen stamme und trotzdem gut zusammenhalte.

Die Politik des gesellschaftlichen Zusammenhalts sei "ein Erfolgsrezept", wie die letzten Wahlen gezeigt hätten. Da habe die AfD lediglich bei 6 Prozent gelegen, während sie in Bayern derzeit bei 12 Prozent liege.


Stephan Weil / © Michael Kappeler (dpa)
Stephan Weil / © Michael Kappeler ( dpa )
Quelle:
KNA