Ministerpräsidentin Malu Dreyer zu "Dein Tag für Afrika"

"Über den Tellerrand nach Afrika"

Die "Aktion Tagwerk" schickt Schüler aus dem gesamten Bundesgebiet in Unternehmen, um Geld zu verdienen, das dann Projekten in Afrika zu Gute kommt. Schirmherrin Malu Dreyer, die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin, im domradio.de-Interview über "Dein Tag für Afrika".

Malu Dreyer (dpa)
Malu Dreyer / ( dpa )

domradio.de: Diese Aktion gibt es erst seit zwölf Jahren. Ich glaube, ich verrate nicht zu viel, wenn ich sage, da waren Sie aus der Schule schon raus. Hätten Sie seinerzeit auch mitgemacht bei diesem Aktionstag, hätte es ihn damals schon gegeben?

Dreyer: Ja, ich hätte auf jeden Fall mitgemacht. und ich war damals ja auch schon Ministerin hier in unserem schönen Land. Ich verfolge und begleite diese Aktion eigentlich auch seit dem ersten Tag. Es ist eine wunderbare Möglichkeit, sich mit Afrika auseinanderzusetzen, als Jugendlicher mit der Situation Gleichaltriger in Afrika, und gleichzeitig etwas Gutes zu tun.

domradio.de: Wie genau funktioniert das? Also, wer an Schule denkt und karikative Aktionen, der wird vielleicht Spendenläufe im Kopf haben, der hat vielleicht auch mal ein Sozialpraktikum erlebt, entweder selber gemacht oder Sozialpraktikanten beim Werk erlebt. Hier kann es ganz spaßig aussehen. Man kann im Hundesalon arbeiten, in der Skihalle oder im Wildpark. Also durchaus Beschäftigungen, die irgendwie Laune machen und den eigenen Horizont erweitern. Wie findet dann der Brückenschlag in Richtung Afrika statt?

Dreyer: Das Tagwerk-Team unter Leitung von Nora Weisbrod ist inzwischen sehr professionell. Sie haben eine Plattform, auf der Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber sich bereit erklären können, Arbeitsplätze zur Verfügung zu stellen, für ein paar Stunden, für einen Tag. Schülerinnen und Schüler können sich dann dort bewerben und können dann einen Tag arbeiten, oder ein paar Stunden arbeiten. Der Stundenlohn und das Trinkgeld, was sie dort erhalten, das spenden sie dann freiwillig an die Aktion Tagwerk. Die kooperiert wiederum mit Human Help Network und die organisieren Projekte in unterschiedlichen afrikanischen Ländern, unter anderem in Ruanda, unserem Partnerland.

domradio.de: Und die Arbeitgeber, die bei dem Projekt mitmachen, zahlen auch wirklich den Mindestlohn?

Dreyer: Nein, das kann man in dem Fall nicht sagen, weil das ja keine richtigen Löhne sind, sondern die Schülerinnen und Schüler unterstützen und helfen. Das ist ganz unterschiedlich. Aber an dieser Stelle nehmen wir das nicht ganz so genau, denn es geht nicht um einen Lohn tatsächlich, sondern um Unterstützung in bestimmten Bereichen, beispielsweise in Cafés oder, Sie haben es gesagt, Hundesalons, wo auch immer. Und dort bekommen sie einen Stundenlohn und den spenden die Schülerinnen und Schüler.

domradio.de: Letztes Jahr sind dabei 1,2 Millionen Euro rumgekommen. Wie sieht denn der Kontakt und die Sensibilität der Schüler mit diesem Thema Afrika aus? Sehen Sie da nur die große Zahl, der Scheck, der in Richtung Afrika geschickt wird oder gibt es eine persönliche Anbindung, eine Sensibilisierung für das Thema?

Dreyer: Ja, natürlich, das Team Tagwerk ermöglicht es auch den Schulen und den Schülerinnen und Schülern, sich wirklich mit Afrika auseinanderzusetzen. Letztes Jahr, beispielsweise, habe ich eine Schule besucht, die einen ganzen Projekttag eingelegt hat, um sich mit Afrika zu befassen. Natürlich haben wir auch viel Kontakt von Schule zu Schule nach Ruanda. Dort können die Schülerinnen und Schüler ganz genau erleben, wie die Situation dort ist. Es gibt also einen unmittelbaren Bezug. Es geht nicht vorrangig um das Geld, aber die Schüler wissen auch, das Geld, was sie verdienen, geht eben direkt nach Afrika und kommt Menschen zu Gute, die im gleichen Alter sind wie sie. In diesem Jahr haben wir übrigens den Schwerpunkt Bildung, mehr Bildung für Afrika.

domradio.de: Da gibt es Projekte in Ruanda, Burundi, Südafrika, Elfenbeinküste und Uganda. Können wir ein Beispiel rauspicken? Was sind das für Projekte, die da Geld bekommen aus Afrika?

Dreyer: Beispielsweise Schulbau, nach wie vor. In Ruanda gibt es ja viele rheinland-pfälzische Schulen, die in Partnerschaft stehen und auch schon geholfen haben, Schulen zu bauen. Es gibt eine Schulpflicht in Ruanda und deshalb ist es auch nötig, dass die Räume entsprechend zur Verfügung stehen, aber auch Schulpartnerschaften oder auch Ausbildungspatenschaften, ähnliche Dinge werden organisiert, auch direkt dann in Ruanda mit unseren Büros und mit Human Help Network, so dass das wirklich ganz konkrete Projekte sind.

domradio.de: Wäre es nicht eine Idee, diesen Tag mal allgemein verbindlich zu machen für alle Schüler in Deutschland?

Dreyer: Das ist immer die Frage mit der Verbindlichkeit. Ich finde eigentlich, dass dieser "Tag für Afrika" wirklich sehr, sehr gut funktioniert. Inzwischen haben 1,9 Millionen Schülerinnen und Schüler an dieser Kampagne teilgenommen, ganz freiwillig, und es werden auch jedes Jahr mehr. Insofern finde ich, da Schulen sich mit ganz unterschiedlichen Themen auch befassen, wäre es sehr schön, wenn die Schulen auch sagen, am Tagwerk für Afrika machen wir mit, machen die Schüler freiwillig mit. Es sind Viele, die das tun. Andere engagieren sich für andere Themen. Ich finde es das wichtigste, dass die Schülerinnen und Schüler sich wirklich über den Tellerrand hinaus mit Themen befassen.

domradio.de: Sie selbst sind jetzt nicht mehr in der Schule. Haben Sie trotzdem die Möglichkeit, sich diesen Tag freizuschaufeln für "Dein Tag für Afrika"? 

Dreyer: Nein, freischaufeln kann ich nicht, aber ich werde von neun bis zehn in einem Café hier in Mainz, in der "Dicken Lilly", einen Schüler unterstützen, der dort hilft an der Theke bzw. zu bedienen. Ich freu mich auch darauf, dass ich das tun kann. Es soll eigentlich nur ein Zeichen sein, dass wir uns auch beteiligen.

Das Gespräch führte Daniel Hauser.


Quelle:
DR