So viele Messdiener wie nie zuvor pilgern in diesem Jahr zur internationalen Ministrantenwallfahrt nach Rom. Es sei eine großartige Erfahrung, wenn die Stadt geradezu von Ministranten überschwemmt werde, sagte Alexander Bothe dem Evangelischen Pressedienst (epd). Als Referent der Arbeitsstelle für Jugendseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz ist er maßgeblich an der Organisation der etwa alle vier Jahre stattfindenden Pilgerreise beteiligt. Allein aus Deutschland nehmen ab Montag rund 50.000 Mädchen und Jungen aus fast allen katholischen Bistümern an der Wallfahrt teil. Insgesamt erwartet der Internationale Ministrantenbund Coetus Internationalis Ministrantium (CIM) knapp 60.000 Messdiener aus 19 verschiedenen Ländern - darunter Frankreich, Russland und die USA. Sie alle wollen - getreu dem biblischen Motto - Frieden suchen und ihm nachjagen.
Bis zu 90.000 Messdiener kommen zum Papst
Ein Highlight wird am Dienstagabend die Begegnung mit Papst Franziskus sein: Eine Sonderaudienz. Zu diesem Programmpunkt wollen sogar bis zu 90.000 Messdiener kommen, um mit Franziskus ein Abendgebet zu sprechen. Einige Messdiener dürfen ihm Fragen stellen, um so über den Ministrantendienst und das Thema Frieden ins Gespräch zu kommen.
Neu ist in diesem Jahr eine eigens für die Woche in Rom entwickelte App: Sie bietet ein Spiel zur Wallfahrt, organisatorische Informationen wie etwa zu Pilgerkirchen und hat zum schnelleren Kontakteknüpfen unter den Ministranten eine "Freunde-Finden-Funktion". Bothe, der auch Teil des Internationalen Wallfahrtsteams des CIM ist, erklärt: "Die App soll nicht dazu auffordern, im Handy zu versinken, sondern im Gegenteil, man soll Impulse bekommen, um die reale Begegnung intensiv zu erleben."
"Fast schon magisch"
Die gemeinsame Woche in der Ewigen Stadt steht unter dem Leitwort "Suche Frieden und jage ihm nach" (Psalm 34,15b). Für Bothe gibt es kein passenderes Motto: Der Ministrantendienst ende nicht an der Kirchentür, sondern reiche in das eigene Leben und in die Welt hinein, erklärte er. Als Messdiener solle man den eigenen Glauben weitertragen, danach handeln und so die Welt mit gestalten. Bothe: "Dieser Dienst übersteigt alle Länder, alle Grenzen, alle Sprachen."
Die 23-jährige Ministrantin Alexandra Hermeling aus dem Bistum Limburg schätzt vor allem die während der Wallfahrt entstandenen Begegnungen. Sie fährt bereits zum dritten Mal nach Rom. "Diese Art von Zusammenkunft ist fast schon magisch", schwärmt Hermeling. Bothe, der selbst jahrelang Messdiener war, möchte den Kindern und Jugendlichen vor allem eines vermitteln: "Ihr seid eine riesige Gemeinschaft, ihr gehört über alle Grenzen hinweg zusammen, ihr seid unterwegs im Glauben an Jesus Christus." Die seit 1962 stattfindende Wallfahrt motiviere die Jugendlichen, ihrem Dienst treu zu bleiben.
"Man kann mit anpacken"
Deutschlandweit dienen nach Angaben der Deutschen Bischofkonferenz rund 360.000 Ministranten in katholischen Gottesdiensten. Über die Jahre habe sich die Lebenswelt der Mädchen und Jungen und damit auch die Ministrantenarbeit verändert, erklärte Bothe. Dennoch ist er überzeugt, dass das Amt in Zukunft für Kinder und Jugendliche interessant bleibt: "Das Profil des Ministrantendienstes ist ein sehr klares: Man kann mit anpacken, man kann den Gottesdienst mit gestalten."
Ministrantin Hermeling kann das bestätigen. Als ältere Ministrantin ist ihr wichtig, ihr Wissen an Jüngere weiterzugeben. "Das alles ist ein schöner Kreislauf, denn auch ich habe das alles von älteren Messdienerinnen und Messdienern erfahren dürfen."