Minusrekord für Eheschließungen in Frankreich

"Jein, ich will"

Im Jahr 2020 haben in Frankreich nur 154.600 Paare geheiratet. Das entspricht einem Rückgang von einem knappem Drittel gegenüber dem Vor-Corona-Jahr. Doch damit setzt sich in Frankreich kein neuer Trend durch.

Hochzeitsringe / © Andrea Enderlein (epd)
Hochzeitsringe / © Andrea Enderlein ( epd )

Allerdings folgt die Zahl einem kontinuierlichen Trend seit den 1970er Jahren, wie die Zeitung "La Croix" (Samstag) unter Berufung auf das nationale Statistikbüro INSEE berichtet. Der Rückgang betrifft demnach aber nicht alle Altersgruppen gleichermaßen. Bei den über 55-Jährigen sei das Minus mit 18 Prozent deutlich geringer. 1972 hatten sich noch 417.000 Paare das Ja-Wort gegeben.

Auch das durchschnittliche Heiratsalter steigt laut Bericht weiter an: auf 36,7 Jahre für Frauen (2019: 36,3) und auf 39,3 Jahre für Männer (2019: 38,8 Jahre). Bei den 4.600 gleichgeschlechtlichen Paaren heirateten Männer mit 44,4 und Frauen mit 38,6 Jahren. Die Ende November durchgeführte vorläufige Auswertung für 2021 zeigt der Zeitung zufolge einen Wiederanstieg der Eheschließungen auf 220.000, davon 6.000 für homosexuelle Paare und 214.000 für heterosexuelle.

Immer mehr eingetragene Partnerschaften

Als Erklärung für den rückläufigen Trend werden mehrere Faktoren genannt, darunter eine Zunahme eingetragener Partnerschaften ("PACS") seit 2006. Der Status von PACS-Paaren habe sich dem von Ehepaaren angenähert. Bereits 2005 hatte eine Verordnung den Grundsatz der Gleichheit zwischen ehelichem und leiblichem Kind verankert.

PACS reize die Franzosen immer mehr, während das Heiraten immer weniger gesellschaftlich angesehen und finanziell vorteilhaft sei. "La Croix" kommentiert den Befund mit einem Zitat aus dem 2004 erschienenen Film "Mariages!" (dt. "Jein, ich will"): "Die Ehe ist wie eine belagerte Stadt: Die, die draußen sind, wollen rein, und die, die drinnen sind, wollen raus."

Quelle:
KNA