Misereor-Chef kritisiert Verantwortliche für gegenwärtige Finanzkrise

"Die Rendite ist das Maß aller Dinge"

Heftige Kritik an der Weltwirtschaft und den Verantwortlichen für die gegenwärtige Finanzkrise hat der Hauptgeschäftsführer des katholischen Entwicklungshilfswerks Misereor, Josef Sayer, geübt. "Die Rendite ist das Maß aller Dinge."

 (DR)

Wirtschafts- und Finanzbosse ließen das Wohl der Weltgemeinschaft außer Acht, beklagte Sayer am Freitag in Münster. . Der Kapitalismus führe "ungezählte Menschen in die Existenzkrise". Gleichzeitig würden die sozialen Kosten dieses Wirtschaftens auf die Gesellschaft abgewälzt.

"Vielen Verantwortlichen mangelt es an sozialer Sensibilität", warnte Sayer. "Ihre Verantwortung aber kann sich nicht nur auf Boni-Ausschüttungen beziehen." Sayer sprach zum Abschluss der Internationalen Theologischen Studienwoche der Katholisch-Theologischen Fakultät in Münster. Die Veranstaltungsreihe stand unter dem diesjährigen Jubiläumsmotto zum 50-jährigen Bestehen von Misereor "Mit Zorn und Zärtlichkeit auf der Seite der Armen".

"Die Weltwirtschaft behandelt die Armen als Abfall"
Sayer betonte, dass wegen einer "asymmetrischen Globalisierung" für ein Großteil der Menschen "finstere Nacht" herrsche. Die Kluft zwischen Arm und Reich werde in vielen Ländern immer größer. "Die dominierende Form der Weltwirtschaft behandelt die Armen als Abfall", kritisierte Sayer. Er forderte auch ein schnelles Ende des Krieges im Kongo. Der Fluch des Landes sei sein Reichtum, denn es gehe letztlich um Gold. "Der Kongo muss eine eigene Armee aufbauen, damit keine fremden Armeen ins Land kommen", forderte der Misereor-Hauptgeschäftsführer.

Bei der fünften Internationalen Theologischen Studienwoche in Münster unter Leitung des Theologen Giancarlo Collet ging es in Vorträgen und Diskussionen um Konfliktkultur als Herausforderung für Gesellschaft und Kirche. Den Abschlussvortrag der Studienwoche hielt Bischof Alvaro Ramazzini Imeri von San Marcos in Guatemala, der durch seinen engagierten Einsatz für die sozialen Anliegen der Kleinbauern und durch den Kampf gegen die Umweltzerstörung weltweit bekannt wurde.