Auf dem Papier hätten die Gemeinschaften zwar viele Rechte, die Justiz des südamerikanischen Landes verschleppe, verletzte und missachte diese jedoch offen, erklärte der Kolumbien-Referent bei Misereor, Johannes Henkel, am Montag in Aachen.
Das Hilfswerk äußerte sich angesichts des Welttages der indigenen Völker am Dienstag (9. August).
Erste gesundheitliche Auswirkungen
Insbesondere der Steinkohleabbau in Kolumbien bedroht laut Misereor die Lebensgrundlage der Indigenen. Durch den Krieg in der Ukraine und die Sanktionen gegen Russland sei das Interesse am Import des fossilen Energieträgers aus Lateinamerika auch in Deutschland gestiegen. Für eine Intensivierung des Abbaus müsse jedoch das Grundwasser, etwa in ohnehin schon von Trockenheit bedrohten Region Guajira, weiter gesenkt werden. Das dort lebende indigene Volk der Wayuu leide entsprechend an einer sich verschlechternden Wasserqualität sowie Ablagerungen von Kohlenstaub und Schwermetall in Wasser, Luft und Boden.
Mitglieder der indigenen Gemeinschaft hätten Misereor mitgeteilt, dass sie zwar über die Ausbaupläne der Minen informiert worden seien, ihnen faktisch jedoch keine Chance auf rechtlichen Widerspruch eingeräumt worden sei. Erste gesundheitliche Auswirkungen zeigten sich bereits: So liege die Kindersterblichkeit bei Mitgliedern des Volkes deutlich über dem Landesdurchschnitt.
"Angesichts der Menschenrechtslage müsste die Politik sowohl gegenüber dem kolumbianischen Staat als auch gegenüber dem Betreiber der Mine, dem Schweizer Unternehmen Glencore, klare Auflagen zum Schutz von Menschenrechten betroffener indigener Bevölkerungsgruppen machen", forderte Henkel. Wird Kohle importiert, müssten Maßnahmen zum Schutz indigener Rechte in umfangreicher Weise umgesetzt werden.
An Kohleaustieg festhalten
"Eine konsequente Kontrolle der Anwendung des Lieferkettengesetzes wäre entscheidend. Im aktuellen Bundeshaushalt ist jedoch keine ausreichende Finanzierung der Kontrollbehörde vorgesehen", kritisierte Henkel.
Zusätzlich müsse die Bundesregierung sicherstellen, dass an dem für 2030 vereinbarten Kohleausstieg Deutschlands festgehalten wird.
Zugleich bestehe die Hoffnung, dass sich die Situation durch den seit Sonntag im Amt befindlichen sozialdemokratischen Präsidenten Kolumbiens, Gustavo Petro, ändere. Hier könne die Bundesregierung von Beginn an unterstützend einwirken, so Misereor.