Misereor kritisiert Politik von argentinischem Präsidenten

Forderungen an EU-Politik

Seit einem halben Jahr ist Javier Milei Präsident von Argentinien. Er versprach seien Wählern, das Land mit radikalen Maßnahmen wieder zu stabilisieren. Das Gegenteil sei jedoch der Fall, warnt die Hilfsorganisation Misereor.

Demonstration in Buenos Aires / © Manuel Cortina (dpa)
Demonstration in Buenos Aires / © Manuel Cortina ( dpa )

Vor dem Staatsbesuch des argentinischen Präsidenten Javier Milei fordert das Hilfswerk Misereor die Bundesregierung auf, Stellung zu beziehen. 

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) solle Mileis Anfeindungen gegenüber Gewerkschaften, Menschenrechts- und Umweltorganisationen ansprechen, so Misereor am Mittwoch. 

Auch gelte es, die massiven sozialen Kürzungen zulasten von Kindern und Rentnern sowie Mileis persönliche Wahlkampfunterstützung für rechtsextreme Parteien bei den Europawahlen "in aller Deutlichkeit" zu problematisieren.

Antrittsbesuch in Deutschland

Milei ist seit Ende vergangenen Jahres argentinischer Präsident. Er wird am Wochenende zu seinem Antrittsbesuch in Deutschland erwartet. Wegen seiner radikalen Politik ist der 53-Jährige auch in seinem Heimatland umstritten. 

Zuletzt gingen Tausende Argentinier gegen die Sparvorhaben Mileis auf die Straße. In seiner bisher sechsmonatigen Amtszeit habe der Präsident durch Kürzung von Renten und Löhnen sowie weitere Maßnahmen in Argentinien einen sozialen Kahlschlag vollzogen, der zu einem Anstieg der Armutsrate von 44 auf 55 Prozent führte, so Misereor.

Forderung Verhandlungen auszusetzen

Die Hilfsorganisation mit Sitz in Aachen rief Bundesregierung und EU auf, die Verhandlungen über ein Handelsabkommen mit dem lateinamerikanischen Wirtschaftsbündnis Mercosur auszusetzen. 

"Letzte Woche hat der argentinische Kongress ein Gesetzespaket beschlossen, wonach Unternehmen für den Abbau von Rohstoffen keine Umweltfolgenabschätzungen mehr vorlegen müssen und die Verwaltung indigene Gemeinschaften ohne Gerichtsbeschluss von staatlichen Ländereien vertreiben kann", so Misereor-Handelsexperte Armin Paasch. 

"Vertreibungen im Kontext großer Bergbauprojekte, aber auch durch die Expansion von Viehzucht sind damit vorprogrammiert." Paasch nannte es nicht nachvollziehbar, dass die Bundesregierung trotzdem ein vorläufiges Inkrafttreten des Handelsteils ohne Menschenrechtsklausel anstrebe.

 

Bischöfliches Hilfswerk Misereor

Misereor ist das weltweit größte kirchliche Entwicklungshilfswerk. Es wurde 1958 von den katholischen Bischöfen in Deutschland auf Vorschlag des damaligen Kölner Kardinals Josef Frings als Aktion gegen Hunger und Krankheit in der Welt gegründet.

Der Name bezieht sich auf das im Markus-Evangelium überlieferte Jesuswort "Misereor super turbam" (Ich erbarme mich des Volkes). Sitz des Hilfswerks ist Aachen.

Logo des Bischöflichen Hilfswerks Misereor in einem Schaufenster / © Julia Steinbrecht (KNA)
Logo des Bischöflichen Hilfswerks Misereor in einem Schaufenster / © Julia Steinbrecht ( KNA )

 

 

Quelle:
KNA