"Das erfordert weiterhin große Aufmerksamkeit von allen Beteiligten", warnt Misereor-Geschäftsführer Martin Bröckelmann-Simon am Dienstag im domradio.de-Interview. Die Entwicklung gerade in Liberia sei erst einmal positiv, dort seien keine neuen Ebola-Fälle mehr aufgetaucht. Insofern könne das Land als ebolafrei betrachtet werden. Die Nachbarländer Sierra Leone und Guinea kämpften aber noch gegen die Seuche. "Insofern kann es auch sehr schnell wieder über die Grenze zurück nach Liberia wandern", so Bröckelmann-Simon. Er war erst vor wenigen Wochen in Liberia, um sich ein Bild der Lage von vor Ort zu machen.
"Was deutlich geworden ist, ist, dass es eine Antwort aus der Perspektive eines gesamten Systems braucht." Zwar sei eine Notfallmedizin zur Behandlung von Ebola-Erkrankten unerlässlich, "aber das löst das Problem als solches nicht", unterstreicht der Misereor-Geschäftsführer. Er fordert die Stärkung der Gesundheitsstrukturen vor Ort. Liberia habe nur deswegen einen Erfolg im Kampf gegen Ebola erzielen können, weil insbesondere über die kirchlichen Gesundheitseinrichtungen in der Fläche sehr viel Präventionsarbeit geleistet worden sei. Kleine Kliniken auf dem Lande müssten in der Lage sein, mit Infektionsfällen adäquat umzugehen. "Wenn man die Bevölkerung nicht aufklärt, wie man sich schützen kann, bleibt die Gefahr nach wie vor groß." Die Lehre aus der Ebola-Epidemie müsse sein, die Gesundheitssysteme zu stärken.
In Genf hat sich am Montag Bundeskanzlerin Angela Merkel für eine Reform der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ausgesprochen. Nach der Ebola-Krise mit mehr als 11.000 Toten müssten die Fähigkeiten der WHO zur Krisenreaktion auf den Ausbruch gefährlicher Krankheitserreger deutlich verstärkt werden, erklärte Merkel bei der Eröffnung der diesjährigen Weltgesundheitsversammlung. Nötig sei ein globaler Plan für den Katastrophenschutz. WHO-Generaldirektorin Margaret Chan versprach "fundamentale Veränderungen, mit denen die WHO die Lage versetz wird, ihren Job anständig zu erledigen".
An den mehrtägigen Beratungen des höchsten WHO-Beschlussorgans nahmen Politiker und Wissenschaftler aus 194 Mitgliedstaaten teil. Zu den Konsequenzen gehört laut Chan, dass ein Krisenreaktionsfonds eingerichtet wird, aus dem Sofortmaßnahmen bei erneuten Ausbrüchen gefährlicher Erreger finanziert werden können. Der Fonds soll über 100 Millionen Dollar (87 Millionen Euro) verfügen, die von den WHO-Mitgliedsländern auf freiwilliger Basis eingezahlt werden.