Das sagte Bingener im Interview des Portals katholisch.de und der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA): "Mit Entführungen zum Beispiel können Kriminelle schlicht Geld verdienen. Dann gibt es Konflikte um Rohstoffe oder um Land zwischen ortsansässigen Bauern und umherziehenden Hirten. Religion ist ganz selten die Ursache, aber oft gelingt es Boko Haram und anderen, die Konflikte religiös aufzuladen."
Umso wichtiger sei es missio und seinen Partnern vor Ort, immer wieder zu zeigen, "dass Religion nicht das Problem ist, sondern zur Lösung beitragen kann". Bingener ergänzte, er spreche auch nicht von "Christenverfolgung" in Nigeria, denn Opfer des Terrors seien "gleichermaßen Christen und Muslime".
Nigeria in diesem Jahr Schwerpunktland
Die Kampagne unter dem biblischen Motto "Lasst uns nicht müde werden, das Gute zu tun" wird am 3. Oktober mit einem Gottesdienst in Essen eröffnet und endet mit der bundesweiten Kollekte in allen Gottesdiensten am Weltmissionssonntag, dem 24. Oktober. Missio München beendet seine eigene Aktion, die den Senegal in den Mittelpunkt rückt, an diesem Tag mit einem Gottesdienst in München.
Bingener verwies darauf, dass in weiten Teilen Nigerias Christen und Muslime seit Jahren friedlich zusammenlebten. Auch hohe muslimische und christliche Würdenträger wie der Emir von Wase und Erzbischof Kaigama träten immer wieder gemeinsam auf, um der Öffentlichkeit zu signalisieren: "Wir stehen auf der Seite der Opfer und wenden uns gegen jede Gewalt!" Beide kämen auch zur Eröffnung der Aktion, kündigte der missio-Präsident an.
Aachener Friedenspreis für nigerianische Initiative
Ein Schwerpunkt bei den derzeit 28 Hilfsprojekten von missio in Nigeria ist der interreligiöse Dialog als Beitrag zu Frieden und Versöhnung. Bingener wies hier besonders auf die "Mütter für den Frieden" hin, die in diesem Jahr auch mit dem Aachener Friedenspreis ausgezeichnet werden.
In der Initiative arbeiteten mehr als 12.000 christliche und muslimische Frauen zusammen, so Bingener weiter: "Die meisten haben selbst Männer, Kinder oder andere Angehörige verloren. Und trotzdem vermitteln sie in Konflikten und setzen sich in ihren Dörfern und Städten für Dialog und Aussöhnung ein."