Aachener Friedenspreis für Initiativen in Hanau und Nigeria

Aufklärung für Frieden

Der diesjährige Aachener Friedenspreis geht an zwei Anti-Rassismus-Initiativen rund um die Anschläge von Hanau sowie ein interreligiöses Friedensprojekt in Nigeria. Beide leisteten wichtige Aufklärungsarbeit für den Frieden.

Autor/in:
Anita Hirschbeck
Hände formen gemeinsam das Friedenszeichen / © Dragon Images (shutterstock)
Hände formen gemeinsam das Friedenszeichen / © Dragon Images ( shutterstock )

Trotz eigener Betroffenheit und Traumata setzen sich die drei Gruppierungen für Frieden, Sensibilisierung und Aufklärung ein, wie der Verein Aachener Friedenspreis am Dienstag mitteilte.

Ausgezeichnet werden einerseits die "Initiative 19. Februar Hanau" sowie die "Bildungsinitiative Ferhat Unvar". Beide Projekte wurden von Angehörigen der Opfer des rassistischen und rechtsextremen Anschlags von Hanau gegründet. Am 19. Februar 2020 tötete ein Attentäter neun Bürgerinnen und Bürger mit Migrationshintergrund. Anschließend erschoss er seine Mutter und sich selbst.

Aufklärungsarbeit gegen Rassismus

Ziel der "Initiative 19. Februar Hanau" ist den Angaben zufolge, Fehlverhalten der Sicherheitskräfte und Behörden vor, während und nach der Tat aufzudecken und strukturell-institutionellen Rassismus anzuprangern. Die "Bildungsinitiative Ferhat Unvar", die nach einem der Opfer von Hanau benannt ist, leiste Aufklärungsarbeit gegen Rassismus etwa an Schulen und sei eine Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche mit Rassismus-Erfahrungen sowie deren Eltern.

"Wir müssen uns jeden Tag selbst reflektieren, wo auch wir rassistische Muster in uns tragen", erklärte das Vorstandsmitglied des Vereins Aachener Friedenspreis, Benedikt Kaleß: "Wir dürfen aber auch die Verharmlosung von rechten Umtrieben nicht länger tolerieren."

Zusammenleben zwischen Christen und Muslimen

Weiter ehrt der Verein die interreligiöse Fraueninitiative WIC (Women's Interfaith Council) in Nigeria, auch "Mütter für den Frieden" genannt. Das WIC setzt sich seit 2010 in der Krisenregion Kaduna für ein gewaltfreies Zusammenleben zwischen Christen und Muslimen ein.

Viele der Frauen hätten mitansehen müssen, wie ihre Ehemänner und Kinder ermordet wurden. "Weder das Christentum noch der Islam unterstützen, dass Gläubige getötet, entmenschlicht oder erniedrigt werden", erklärte die Leiterin des Gesamtprogramms, Amina Kazaure: "Wir haben gemeinsame Werte. Sie alle führen uns zum Frieden."

WIC entstand durch den Anstoß einer irischen Ordensfrau und wird heute von Laiinnen getragen. Darin haben sich 23 christliche und muslimische Frauenverbände mit insgesamt rund 12.650 Frauen zusammengeschlossen. Die Initiative wird unter anderem vom katholischen Hilfswerk missio aus Aachen unterstützt.

Preis für Frieden und Verständigung

Missio-Präsident Dirk Bingener bezeichnete die Auszeichnung als "großartige Ermutigung" für die christlichen und muslimischen Frauen. Ihre Arbeit sei "ein wichtiger Baustein für eine friedliche Zukunft Nigerias".

Die Preisverleihung am 13. November soll online und in Präsenz stattfinden. Der Aachener Friedenspreis wurde 1988 erstmals verliehen. Er würdigt Einzelpersonen oder Gruppen, die "von unten her" zu Frieden und Verständigung beitragen. Im vergangenen Jahr bekamen der in Marokko in der Flüchtlingsarbeit engagierte katholische Priester Antoine Exelmans und die brasilianische Menschenrechtsorganisation Centro Gaspar Garcia den Preis.

 

Eine Friedenstaube als Symbol für den Frieden / © LittlePerfectStock (shutterstock)
Eine Friedenstaube als Symbol für den Frieden / © LittlePerfectStock ( shutterstock )
Quelle:
KNA