Missbrauchsbetroffene und EKD-Vertreter legen Bericht vor

"Einen erheblichen Einfluss"

Missbrauchsbetroffene und Kirchenvertreter haben erstmals gemeinsam einen Bericht zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs in der evangelischen Kirche vorgelegt. Dafür arbeiten beide in einem paritätisch besetzten Gremium zusammen.

Detlev Zander, Mitglied des ausgesetzten Betroffenenbeirats der EKD, im Gespräch mit Heinrich Bedford-Strohm / © Jens Schulze (epd)
Detlev Zander, Mitglied des ausgesetzten Betroffenenbeirats der EKD, im Gespräch mit Heinrich Bedford-Strohm / © Jens Schulze ( epd )

Vor der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) begrüßte der Sprecher der Gruppe der Betroffenen im Beteiligungsforum der EKD, Detlev Zander, am Dienstag in Magdeburg, dass die Betroffenen durch die Einrichtung dieses Gremiums "einen erheblichen Einfluss hinzugewonnen" hätten. "Erstmals sind von sexualisierter Gewalt betroffene Personen ohne Wenn und Aber an allen Entscheidungen in diesem Bereich beteiligt", sagte die neue Sprecherin der Beauftragten im Beteiligungsforum, die Pfälzer Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst.

Im Juli hatten EKD und Diakonie das Beteiligungsforum gegründet. In dem paritätisch besetzten Gremium arbeiten Betroffene und Kirchenvertreter zusammen, dabei haben die Betroffenen bei allen Beschlüssen ein Vetorecht. Künftig sollen der Rat der EKD, die Kirchenkonferenz und die Synode keine Beschlüsse zum Thema sexualisierte Gewalt mehr fällen dürfen, ohne dass die Betroffenen im Beteiligungsforum diesen Beschlüssen zugestimmt haben. Rat und Kirchenkonferenz haben einer entsprechenden Selbstverpflichtung bereits zugestimmt, die Synode wollte dies voraussichtlich am Mittwoch tun.

Gemeinsame Standards

"Wichtig für uns Betroffene ist, dass das Beteiligungsforum der zentrale Ort der Diskussionen, Lösungsfindungen und Vereinbarungen zu allen Fragen der Aufklärung, Aufarbeitung und Prävention sexualisierter Gewalt ist", sagte Zander. "Dazu zählt auch die Frage, wie das den Betroffenen in der evangelischen Kirche und Diakonie angetane Unrecht auch finanziell besser anerkannt - wie ihnen besser geholfen - werden kann."

Die Betroffenenvertreterin Nancy Janz nannte es willkürlich, dass Betroffene in unterschiedlichen Landeskirchen unterschiedliche Ausgleichsleistungen erhielten. Hier sei eine einheitliche Lösung mit gemeinsamen Standards nötig.

Studie zu Kindesmissbrauch im Sport

Im Sport werden einer Studie zufolge nur die wenigsten Fälle von sexueller Gewalt und Missbrauch von Kindern und Jugendlichen aufgedeckt und aufgearbeitet. Stattdessen erlebten Betroffene häufig, dass ihre Erfahrungen negiert, bagatellisiert und verschleiert werden, wie aus einer Untersuchung im Auftrag der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs hervorgeht, die am Dienstag in Berlin präsentiert wurde. Die Schilderungen seien erschütternd, sagte Bettina Rulofs, die leitende Autorin der Studie.

Jugendliche und Kinder beim Schwimmtraining / © Ann Kot (shutterstock)
Jugendliche und Kinder beim Schwimmtraining / © Ann Kot ( shutterstock )
Quelle:
KNA