Missbrauchsvorwürfe im Bistum Hildesheim

Gutachten fertig

Ein Jahr nach Auftragserteilung liegt jetzt das Gutachten über mutmaßliche Missbrauchsfälle im Bistum Hildesheim vor. Die Ergebnisse sollen im Oktober der Öffentlichkeit vorgestellt werden, wie die Diözese mitteilte. 

Hildesheimer Dom / © Emily Wabitsch (dpa)
Hildesheimer Dom / © Emily Wabitsch ( dpa )

Der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle erhofft sich von dem jetzt vorliegenden Gutachten über Missbrauchsvorwürfe in seiner Diözese ausreichende Klarheit und eine differenzierte Beurteilung der Fälle. "Wir werden den Bericht sehr aufmerksam lesen und die Ergebnisse dann in einigen Wochen gemeinsam mit dem von uns beauftragten Institut vorstellen", sagte Trelle. Die Glaubwürdigkeit der Kirche lasse sich nur mit Vertrauen zurückerlangen. "Eine Kirche, die sich um die Opfer kümmert, Verfehlungen in den eigenen Reihen konsequent aufarbeitet und alles dafür tut, sie in Zukunft zu verhindern, ist eine glaubwürdige Kirche."

Gutachten soll Hinweisen nachgehen

Die Untersuchung des Münchner Instituts für Praxisforschung und Projektberatung (IPP) war vom Bistum Hildesheim im August 2016 in Auftrag gegeben worden. Sie soll die Missbrauchsvorwürfe gegen den früheren Hildesheimer Bischof Heinrich Maria Janssen (1907-1988) sowie den pensionierten Priester Peter R. prüfen. Zudem soll sie klären, ob es gegen die Geistlichen weitere Hinweise auf sexuelle Übergriffe gibt.

Ziel des Gutachtens ist ferner, den Umgang des Bistums mit den Missbrauchsvorwürfen zu beurteilen. Den Angaben zufolge geht es konkret darum, ob die Zahlung von 10.000 Euro an ein vermeintliches Opfer Janssens nach den Richtlinien der Deutschen Bischofskonferenz erfolgte. Darüber hinaus erhofft sich das Bistum eine Bewertung seiner Präventionsbemühungen.

Vorwürfe seit 2015 öffentlich

Dem 1988 verstorbenen ehemaligen Hildesheimer Bischof Janssen wird vorgeworfen, in den Jahren 1958 bis 1963 einen Jungen sexuell missbraucht zu haben. Das Bistum machte die Vorwürfe Anfang 2015 nach Recherchen des "Spiegel" öffentlich. Betroffenenverbände sprachen von mangelnder Transparenz. Das Bistum dagegen erklärte, das Opfer habe um Verschwiegenheit gebeten. Auch den Vorwurf einer Vorverurteilung des Bischofs wies das Bistum zurück.

Der Fall des Ex-Pfarrers Peter R. hatte bundesweit für Aufsehen gesorgt. Er soll in den 70er- und 80er Jahren mindestens 100 Kinder am Berliner Canisius-Kolleg missbraucht haben. Den im Jahr 2010 erhobenen Vorwürfen einer Frau aus dem Bistum Hildesheim, der Mann habe auch sie als Kind bedrängt, ging die Diözese nach eigener Einschätzung nicht konsequent genug nach. Anfang 2016 meldete sich ihre Mutter mit ähnlichen Vorwürfen zu Wort.


Quelle:
KNA