Der katholische Pastoraltheologe Wolfgang Beck fordert unabhängige Instanzen, die den Missbrauch fördernde kirchliche Strukturen durchleuchten sollen. "Es gibt in der katholischen Kirche Strukturen, die solches Leid und den Schutz von Tätern begünstigen", sagte Beck im Wort zum Sonntag in der ARD mit Blick auf den massenhaften körperlichen und sexuellen Missbrauch bei den Regensburger Domspatzen und in anderen kirchlichen Einrichtungen.
"Solch ein Gemenge lässt sich wohl nur austrocknen" mit unabhängigen Instanzen, die alle Amtsstrukturen durchleuchteten, sagte Beck, der bis 2015 Pfarrer in Hannover war und jetzt an der theologischen Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt und am Priesterseminar in Hildesheim lehrt.
Öffentlichkeit muss Druck machen
Dazu sei die Bereitschaft der Bischöfe nötig, die "Strukturen klerikaler Macht und kirchlicher Intransparenz nachhaltig zu durchleuchten", sagte Beck und forderte die "kritische und häufig als störend empfundene Öffentlichkeit" auf, das immer wieder zu fordern: "Helfen Sie mit, dass dieser Druck nicht nachlässt!"
Zu den kritisierten Strukturen zählt der 1974 geborene Theologe "die große Intransparenz von Entscheidungsabläufen und bei der Vergabe von Ämtern", die "Machtfülle von Bischöfen und hohen Klerikern ohne wirksame neutrale Kontrolle", "Verklemmtheit und Verlogenheit" im Umgang mit der Sexualität sowie die "theologische Rede von einer heiligen Kirche mit einem abgehobenen Verständnis von Kultur und Liturgie".
Abschlussbericht im Fall der Domspatzen
Am Dienstag hatte der vom Bistum Regensburg beauftrage Rechtsanwalt Ulrich Weber den Abschlussbericht einer zweijährigen Untersuchung vorgelegt. Daraus geht hervor, dass bei den Regensburger Domspatzen jahrzehntelang Schüler geschlagen und sexuell missbraucht wurden.
Rund 500 Sänger wurden Opfer von körperlicher Gewalt, 67 waren von sexueller Gewalt betroffen.