Das sagte missio-Präsident Dirk Bingener am Mittwoch (1.3.) der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Konkret fordert das Hilfswerk eine Schutzpflicht der Plattformen: Facebook und andere müssten aktiv nach Online-Darstellungen von Kindesmissbrauch suchen, diese melden und regelmäßig über ihre Schutzmaßnahmen berichten.
Notwendig sei zweitens eine "sinnvolle Datenspeicherung", so Bingener weiter - eine "gesetzlich gewährleistete Speicherung ermittlungsrelevanter Standortdaten" für drei Monate, damit mehr Fälle strafrechtlich verfolgt werden könnten. Und drittens fordert das Hilfswerk eine konsequentere Strafverfolgung. Dazu müsste es vor allem mehr Ermittler beim Bundeskriminalamt geben im Bereich des Online-Kindesmissbrauchs.
Petition übergeben
Eine entsprechende Petition "Schützt Kinder vor Online-Missbrauch!" mit knapp 13.700 Unterschriften übergab missio am Dienstagabend (28.2.) im Bundesinnenministerium. Zu den Unterstützern gehören etwa die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd), die Deutsche Pfadfinderschaft Sankt Georg (DPSG), das Kolpingwerk, die Frauenrechtsorganisation Solwodi, der katholische Jugenddachverband BDKJ, Hildesheims Bischof Heiner Wilmer sowie missio-Projektpartner in Afrika und Asien.
Die philippinische Menschenrechtsexpertin Rhoy Dizon berichtete im Innenministerium von Schätzungen der UN und des FBI. Danach surfen im Schnitt in jeder Minute 750.000 pädosexuelle Täter weltweit im Internet auf der Suche nach Kindern.
Zu sexuellen Handlungen vor der Kamera genötigt
In den Armenvierteln ihres Landes "gehen Cyber-Zuhälter zu den hungrigen Kindern und versprechen ihnen einen Hamburger, wenn sie eine kleine Aufgabe erledigen." Dann würden die ahnungslosen Mädchen und Jungen vor einer Computer-Kamera zu sexuellen Handlungen genötigt, um die Wünsche der Täter aus Deutschland und anderen westlichen Ländern zu erfüllen.
"Mit Hilfe von missio haben wir ein Präventionsprogramm aufgebaut, durch das tausende Mädchen und Jungen sowie deren Eltern vor den Fängen dieser Sex-Mafia bewahrt werden konnten", so Dizon weiter.
Präventionsprogramm für Familien entwickelt
Der frühere Kriminalhauptkommissar Manfred Paulus berichtete von seinem langjährigen Kampf gegen Menschenhandel und Rotlicht-Kriminalität. Bei den von Deutschen begangenen Straftaten in Ländern wie den Philippinen sei die Situation besonders dramatisch, "weil es kaum eine Strafverfolgung gibt. Hier nehmen wir ein Dunkelfeld hin, das zwischen 1 zu 1.000 und 1 zu 10.000 liegt."
Paulus spricht sich für eine Anzeigepflicht bei allen Taten aus, denn "Kinderschutz muss Priorität haben vor Datenschutz". Außerdem fordert er mehr Personal bei Polizei und Strafverfolgungsbehörden, "so dass dies dem Stellenwert entspricht, den die Bekämpfung dieser Kriminalität haben muss".