DOMRADIO.DE: Papua-Neuguinea hat rund zehn Millionen Einwohner, ist ein Inselstaat mit vielen kleinen und großen Inseln. Es gibt eine erhebliche Anzahl an Christen und Sie waren gerade vor Ort. Welchen Eindruck haben Sie dort gewonnen?
Pfarrer Dirk Bingener (Präsident von missio - Internationales Katholisches Missionswerk e.V.): Ich habe schon einige Länder bereist und Papua-Neuguinea ist sicher eines der vielfältigsten Länder der Erde. Dort leben 830 verschiedene ethnische Gemeinschaften mit sehr unterschiedlichen Sprachen. Da es so vielfältig ist, ist es nicht einfach, über Papua-Neuguinea als Ganzes zu sprechen.
Die Leute sind unglaublich gastfreundlich und sie freuen sich, dass man sie besucht. Dem Papst wird es auf seiner Reise wahrscheinlich auch so gehen. Und dann gibt es natürlich Herausforderungen in der Gesellschaft, die Papst Franziskus dann sicherlich auch ansprechen wird.
DOMRADIO.DE: Es gibt beispielsweise eine sehr hohe Analphabetenquote in dem Land. Wie engagiert sich die Kirche vor Ort?
Bingener: Missio unterstützt die Kirche vor Ort in insgesamt 70 Projekten. Ausbildung ist ein wichtiges Thema. Zum einen die Ausbildung der Bevölkerung, dann aber auch die Ausbildung des kirchlichen Personals. Wir unterstützen dort in besonderer Weise Ordensfrauen, aber auch die Priesterseminare, also Seminaristen. Und es geht in Papua-Neuguinea doch auch sehr stark darum Expertinnen und Experten auszubilden.
Ich habe dafür ein Beispiel: Auf Bougainville, einer großen Insel, gab es bis 1998 einen Bürgerkrieg, der noch nachwirkt. Da fehlen zum Beispiel Psychotherapeuten, die die Wunden des Krieges heilen können, gute Ärzten und Menschen, die andere ausbilden können. Das ist eine große Herausforderung. Dann ist die Gewalt eine große Herausforderung, besonders die Gewalt gegen Frauen. Deshalb unterstützen wir dort auch Schutzhäuser.
Den Klimawandel spürt man in Papua-Neuguinea auch ganz unmittelbar. Es gibt eine Menge Inseln und es gibt einige Inseln, die überschwemmt werden oder die zu überschwemmen drohen.
DOMRADIO.DE: Wie müssen wir uns die katholische Kirche hinsichtlich der Orden in Papua-Neuguinea vorstellen?
Bingener: Papua-Neuguinea ist noch nicht so lange christlich, erst seit Mitte des 19. Jahrhunderts. Da haben Missionsorden eine wichtige Rolle gespielt.
Es sind viele Bischöfe, die vom Ordensleben kommen. Es geht in der Kirche darum, immer mehr Verantwortung an einheimische Kräfte abzugeben - da spielen die Orden eine wichtige Rolle, genauso wie die Diözesen.
DOMRADIO.DE: Können Hilfswerke wie missio auch dabei helfen, die Folgen des Klimawandels etwas abzumildern?
Bingener: Zunächst einmal will ich feststellen, dass die Menschen, die am wenigsten zum Klimawandel beitragen, am stärksten darunter leiden. Sie können sich vorstellen, dass kleine Inseln untergehen, wenn der Meeresspiegel steigt. Größeren Inseln erodieren die Ränder weg und es geht Land verloren. Menschen müssen fliehen, weil sie dort nicht mehr leben können. Es gibt eindringendes Meerwasser und das hat Auswirkungen auf die Nutzpflanzen.
Ein ganz praktische Art und Weise, wie Kirche dort helfen kann, ist, dass sie den Menschen, die vor dem Klimawandel flüchten müssen, Land gibt, auf das sie umsiedeln können.
Dann gibt es aber auch Projekte, in denen die Kirche Mangroven pflanzt, um die Küsten zu schützen. Außerdem können die Kirchen Lobbyarbeit machen, was sicherlich auch ein Anliegen des Papstes ist. Dass man auf die Folgen des Klimawandels aufmerksam macht und das es vor allem diejenigen trifft, die am wenigsten zum Klimawandel beigetragen haben.
DOMRADIO.DE: Wie wichtig ist es für die Menschen vor Ort, dass der Papst sie besuchen kommt?
Bingener: Wir haben die Vorbereitung auf den Papstbesuch ein wenig mitbekommen, gerade bei der dortigen Bischofskonferenz.
Die Menschen freuen sich riesig auf den Besuch des Papstes, weil das Land vermeintlich am Rande liegt und der Papst das Scheinwerferlicht auf das Land und die Lebensumstände lenkt. Sie merken, dass sie zu einer großen katholischen Gemeinschaft gehören, und werden dem Papst mit großer Gastfreundschaft begegnen.
Das Interview führte Mathias Peter.