Man werde keine Personen als Mitwirkende einladen, die für rassistische oder antisemitische Überzeugungen einträten oder sich für fremdenfeindliche und antidemokratische Positionen stark machten. Darunter fielen "auch Mitglieder der Partei Alternative für Deutschland (AfD)", teilte der Kirchentag am Mittwoch in Frankfurt mit.
Bei den Kirchentreffen der vergangenen Jahre sorgte der Umgang mit der im Bundestag vertretenen Partei immer wieder für Wirbel. Beim Katholikentag 2016 in Leipzig und beim Evangelischen Kirchentag 2019 in Dortmund waren AfD-Politiker nicht eingeladen. Beim Katholikentag vor zwei Jahren in Münster gab es ein Podium mit Parteivertretern - beides war heftig umstritten.
Vielschichtigkeit abbilden
Kirchentags-Pressereferent Thomas Arzner sagte auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA): "Der Ökumenische Kirchentag will niemanden auf seinen Bühnen haben, der sich für die AfD exponiert." Man frage aber keinen nach seinem Parteibuch. Dem Beschluss des Kirchentags-Präsidiums zufolge werden Personen, die als Redner oder auf Podien mitwirken, aufgrund ihrer "spezifischen Expertise" eingeladen.
In dem Beschluss heißt es, auf dem Treffen im kommenden Jahr solle zwar die Vielschichtigkeit der gastgebenden Organisationen, ihrer Kirchen, der Teilnehmenden sowie der mitwirkenden Institutionen abgebildet werden. Trotzdem müsse man bei Personen mit rassistischer oder antisemitischer Gesinnung eine Grenze ziehen. Dasselbe gelte für Positionen, "die von einer gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit oder von einer ideologischen Distanz zur freiheitlich-demokratischen Rechtsordnung geprägt" seien.
"Unvereinbarkeit zu christlichen Überzeugungen herausarbeiten"
Die Auseinandersetzung mit rechtsextremen, antisemitischen und demokratiefeindlichen Positionen sei wichtiger Bestandteil des Kirchentages, heißt es weiter. "Dabei stellen wir uns auch unserer eigenen Verantwortung, indem wir uns fragen lassen, wie wir mit diesem Gedankengut umgehen, das bis in die Kirchen und Kirchengemeinden gelangt ist", so die Veranstalter. Der Ökumenische Kirchentag werde Veranstaltungen anbieten, "um Grauzonen und Grenzen aufzuzeigen und die Unvereinbarkeit zu christlichen Überzeugungen herauszuarbeiten".
Die thematische Vielfalt des Kirchentages bleibe von dem Beschluss unberührt, auch "kritische Positionen" hätten ihren Platz. Der Kirchentag solle ein Ort sein, der aktuelle Entwicklungen "prominent benennt und ihre Ursachen erforscht".
Der 3. Ökumenische Kirchentag soll Mitte Mai 2021 in Frankfurt stattfinden. Wie sich die Corona-Krise auf die Großveranstaltung auswirkt, ist noch nicht abzuschätzen. Veranstalter sind der Deutsche Evangelische Kirchentag (DEKT) und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK). Erwartet werden mehr als 100.000 Teilnehmer.
AfD kritisiert Nicht-Einladung
Unterdessen kritisiert die AfD, dass die Veranstalter des Ökumenischen Kirchentags 2021 in Frankfurt keine Mitglieder ihrer Partie auf die Podien einladen wollen. Die Kirchentage seien "zu rot-grünen Politiker- und Funktionärstreffen verkommen", sagte der Vorsitzende der "Christen in der AfD", Joachim Kuhs, am Donnerstag in Berlin.
Kuhs betonte weiter, wer wissen wolle, "warum den deutschen Amtskirchen die Mitglieder in Scharen davonlaufen", der brauche sich nur die Kirchentagsprogramme anzuschauen: "Der Heilige Geist und die meisten Gläubigen haben sich von diesen Veranstaltungen längst verabschiedet." Wenn die Verantwortlichen des Ökumenischen Kirchentags "an einem Austausch mit bekenntnistreuen Christen interessiert sind, stehen unsere AfD-Politiker bereit".
Der kirchenpolitische Sprecher der AfD-Bundestagsfraktion, Volker Münz, verwahrte sich am Donnerstag in Berlin gegen die Aussage, seine Partei sei "von einer gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit oder von einer ideologischen Distanz zur freiheitlich-demokratischen Rechtsordnung" geprägt.
Münz erklärte weiter, er wundere sich, dass die Verantwortlichen bei früheren Kirchen- und Katholikentagen wenig Berührungsängste mit islamistischen, türkisch-nationalistischen, linksradikalen und israelfeindlichen Gruppen gehabt hätten. Außerdem trügen sie mit ihrer Haltung zur AfD "zu einer Ausgrenzung von konservativen Christen bei".