DOMRADIO.DE: Sie blicken am Weltflüchtlingstag speziell auf die Demokratische Republik Kongo. Dort geht es um einen blutigen Konflikt, der ganz direkt mit den Konsumenten in Europa zu tun hat. Inwiefern?
Gregor von Fürstenberg (Vize-Präsident von missio Aachen): Der Kongo besetzt leider Gottes weltweit einen Spitzenplatz mit 3,7 Millionen Binnenflüchtlingen. Der Erzbischof von Buvaku ganz im Osten des Kongo, Francoise-Xavier Maroy, hat sich bei uns gemeldet und gesagt, im Kongo würden sehr viele Gold- und Coltanressourcen aus der Erde herausgeholt. Mit den Erlösen würden dann Waffen gekauft, mit denen Schreckliches passiere. Gewalt werde dort als Kriegswaffe eingesetzt. Tausende von Menschen seien traumatisiert.
Er hat uns um Hilfe für die Menschen gebeten, die unter der Gewalt leiden müssen. Er hat gesagt: "Stoppt den Handel mit Gold und Coltan, der bei euch in den Handys drin steckt und unterstützt uns bei der Hilfe für die traumatisierten Menschen im Kongo."
DOMRADIO.DE: Sie haben sich gefragt, wie man diesbezüglich ein klares Zeichen setzen kann. Sie starten deshalb heute eine Handy-Spendenaktion. Wie funktioniert die?
von Fürstenberg: Gemeinsam mit Kolping starten wir zum Weltflüchtlingstag eine Handy-Sammelaktionen. Es gibt viele tausende Handys, die bei uns in den Schubladen verstauben und wir sammeln sie, um sie recyceln zu lassen und mit dem Geld, was wir für diese recycelten oder wiederaufbereiteten Handys gewinnen, Erzbischof Maroy im Ostkongo zu unterstützen. Wir wollen ihm damit helfen, den Menschen, denen sehr viel Leid angetan wurde, eine bessere Zukunft zu geben.
DOMRADIO.DE: Sie setzen aber auch auf Bewusstseinsbildung in Deutschland. Das wird wahrscheinlich gar nicht so leicht, den Smartphone-verliebten Deutschen zu vermitteln, dass sie mit dem Kauf teurer digitaler Geräte sozusagen Menschen in die Flucht treiben.
von Fürstenberg: Wir haben auf dem Katholikentag eigentlich gute Erfahrungen gemacht und sehr viele gute Gespräche geführt. Viele Menschen kennen gar nicht so genau den Zusammenhang zwischen ihrem Handy und der Situation im Kongo. Wenn sie dann davon hören, sind sie sehr betroffen und suchen Handlungsoptionen.
Wir sind froh, dass es Möglichkeiten gibt, die Handy-Hersteller hier in Deutschland - wie wir das von missio machen -, aufzufordern, beim Neubau von Handys kein weiteres Konflikt-Coltan aus dem Kongo zu verwenden. Wir sind zudem froh, dass es Möglichkeiten gibt, die alten Handys zu recyceln.
Und die Menschen, mit denen wir gesprochen haben, sind schließlich froh, dass wir ihnen Informationen über fair produzierte Handys geben können, wo die Hersteller genau das nicht machen, nämlich das Coltan aus den Konfliktregionen nehmen, um damit neue Handys zu bauen. Damit drehen sie letztendlich den Rebellen im Ostkongo den Geldhahn zu.
DOMRADIO.DE: Sie schicken außerdem den missio-Flucht-Truck und das Infomobil des Kolping-Netzwerkes für Geflüchtete los. Was können, was sollen die leisten? Was gibt es da an Informationen?
von Fürstenberg: Wir wollen zwei Dinge tun. In Zusammenarbeit mit Kolping wollen wir zum einen über Fluchtursachen informieren. Warum fliehen 3,7 Millionen Menschen im Ostkongo? Ich habe versucht, kurz die Zusammenhänge zwischen Coltan und Waffenfinanzierung aufzuzeigen.
Auf der anderen Seite informiert das Kolpingwerk Deutschland mit dem Kolping-Netzwerk für Geflüchtete darüber, welche Möglichkeiten es zur Integration von Flüchtlingen hier in Deutschland gibt.
DOMRADIO.DE: Wenn sich jetzt der eine oder andere überlegt, bei dieser Handy-Spendenaktion mitmachen zu wollen, an wen wendet man sich und was passiert mit dem Handy?
von Fürstenberg: Man kann sich am besten im Internet informieren. Auf einer Internetseite findet man eine Karte. Da sind alle 600 Stellen, wo man die Handys abgeben kann, aufgelistet. Man kann es aber auch zu uns nach Aachen oder zu Kolping schicken.
Darüber hinaus gibt es kostenlose Informationsmaterialien, die man bei Pfarrfesten oder in Schulen einsetzen kann. Die Polizei hat sich auch schon bei uns gemeldet und sammelt in einzelnen Polizeidienststellen. Wir freuen uns über jedes Handy, was wir erhalten, weil wir mit jedem Handy, das wir recyceln, die Arbeit von Erzbischof Maroy unterstützen können.
Darüber hinaus sind wir sehr dankbar für all diejenigen, die die Petition für Handy-Hersteller unterstützen. Um noch mal sehr deutlich zu sagen: Zukünftig bitte kein Handy mehr mit Coltan aus Kriegsgebieten nehmen. Wir glauben, dass das der richtige Weg ist, um dann auch in Zukunft weniger Flüchtlinge im Kongo und weltweit zu haben.
Das Interview führte Dagmar Peters.