Der Pilgerweg von Jugend im Dom zur Dreikönigswallfahrt

Mit dem Stern zum Dom

Seit eh und je ist der Schrein der Heiligen Drei Könige Anziehungspunkt für die Menschen. Zur alljährlichen Dreikönigswallfahrt sind auch die Jugendlichen wieder gekommen. Wir haben Sie auf ihrem Pilgerweg begleitet.

Autor/in:
Nina Odenius
"Blind führen lassen" / © DOMRADIO.DE (DR)
"Blind führen lassen" / © DOMRADIO.DE ( DR )

Es ist regnerisch an diesem Samstagabend. Eigentlich eher ein Wetter für einen gemütlichen Abend zu Hause. Rund 35 Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 14 bis 27 Jahren haben sich anders entschieden. Sie treffen sich in der Kirche Herz Jesu am Zülpicher Platz zu "Jugend im Dom". Dieses Jahr sind die Bedingungen etwas anders als sonst. Grund ist die Corona-Pandemie, eine vorherige Anmeldung bei der Jugendseelsorge im Erzbistum Köln war erforderlich.

Gold, Weihrauch, Myrrhe, Messenger 

Nach der Begrüßung bekommt jeder einen Zettel, auf dem eine der drei Gaben Gold Weihrauch und Myrrhe eingetragen sind. In Kleingruppen wird sich nun darüber ausgetauscht, welche Bedeutung diese Gaben früher hatten und welche Bedeutung sie für uns heute noch haben. Dann geht es auch schon los auf den Pilgerweg. Die Jugendlichen finden sich in kleinen Gruppen von drei bis fünf Teilnehmern zusammen. Vor dem Start gibt es noch ein Lunchpaket mit Obst, einem Getränk und Süßigkeiten. Die Gruppen müssen aufgrund der geltenden Abstandsregelungen zeitversetzt mit einigen Minuten Verzögerung aufbrechen. Der Weg führt vom Zülpicher Platz nicht direkt zum Dom, sondern über die Severinsbrücke auf die andere Rheinseite und über die Hohenzollernbrücke wieder zurück, immer mit dem Dom im Blick. Über einen Messengerdienst erhalten die Jugendlichen kurze Nachrichten mit Impulsen und eine digitale Karte für den Weg. Der Weg dauert 90 Minuten.

Impulse und ein Experiment

Die Stimmung in unserer Gruppe ist gut, trotz Kälte und immer stärker werdendem Regen. Viele Jugendliche sind zum ersten Mal dabei. Marie aus Stollberg hat über das Internet von Jugend im Dom erfahren und Alex aus Bornheim über die Katholische Jugendagentur Bonn.

Der erste Impuls kommt schon nach dem ersten Wegabschnitt auf das Smartphone. Es geht um die schönen Momente im Alltag. Wir sollen uns auf die schönen Dinge auf dem nächsten Wegabschnitt besinnen und ein Foto von einem Gegenstand oder einer Aussicht machen, die uns besonders gefällt.

Einige Minuten später erscheint der nächste Impuls auf dem Display. Diesmal werden wir zu einem Experiment eingeladen. Ein Teilnehmer soll den jeweils anderen die nächsten 50 bis 100 Meter führen. Ein im Lunchpaket enthaltener Schal bedeckt die Augen. Nach circa 100 Metern soll getauscht werden, sodass jeder einmal diese neue Erfahrung gemacht hat. „Zuerst habe ich kleine Schritte gemacht und mich etwas unsicher gefühlt“, sagt die neunzehnjährige Marie anschließend. „Mit der Zeit habe ich aber mehr Vertrauen bekommen zur Person, die mich führt und habe den Weg viel bewusster wahrgenommen. Ich habe auf den unterschiedlichen Untergrund geachtet, was ich sonst nicht getan hätte.“ Alle sind begeistert von der neuen Erfahrung ein Stück des Weges als Blinder gegangen zu sein.

Der dritte Impuls befasst sich mit unseren momentanen Zielen. Wir tauschen uns in der Gruppe darüber aus und stellen fest, dass es nicht immer die großen Ziele sein müssen, wie Erfolg in der Schule oder im Beruf, sondern auch die kleinen Dinge, die uns in unserem Leben erfreuen. „Ich möchte einfach glücklich sein“, sagt Marie. Diesem grundsätzlichen Ziel stimmen alle zu. Der letzte Impuls ist ein Gebet, das wir sprechen, um für die Erreichung unserer Ziele zu bitten.

Jugendseelsorger Schwaderlapp: "Wir lernen täglich dazu"

Schon haben wir den Dom erreicht. Jeder von uns bekommt eine Kerze und wir ziehen in das Gotteshaus ein. Ein goldener Stern aus Pappe weist uns symbolisch den Weg. Die Kerzen werden entzündet und alle lauschen dem feierlichen Gesang eines kleinen Chores. Wir nehmen im Chorgestühl Platz. Jeder hält die brennende kleine Kerze in seiner Hand, die Flamme soll Menschen symbolisieren, die uns begeistern und uns zum Leuchten bringen. Können auch wir ein solches Licht sein für andere Menschen? In seiner Predigt geht Diözesanjugendseelsorger Tobias Schwaderlapp darauf ein, dass man im Leben einiges investieren muss, um seine Ziele zu erreichen. Das gilt vor allem für Dinge, die uns wichtig sind wie zum Beispiel Beziehungen oder Freundschaften. So ist es auch mit dem Pilgerweg. Wir sind durch Kälte und Regen gelaufen, um am Ende unser Ziel, den Kölner Dom, zu erreichen. Es gibt jeden Tag Dinge, die wir neu dazu lernen können, betont der Jugendseelsorger. „Es ist interessant, wenn man sich einmal jeden Tag fragt: Was habe ich heute gelernt? Oft stellt man fest, dass es kleine Dinge und neue Erfahrungen sind, die wir jeden Tag machen. Wir lernen immer etwas dazu.“ Was haben wir heute gelernt? Nachdem die Heiligen Drei Könige dem Jesuskind in der Krippe ihre Geschenke dargebracht haben, kehren sie auf einem anderen Weg in ihr Land zurück. Die Begegnung mit Jesus hat sie verändert. Sind auch wir verändert durch den Pilgerweg zum Dom? Diese Frage lädt zur Meditation ein, mit der die Vigil der Jugend endet. Wir verweilen noch einige Zeit im Dom und lauschen der Musik von Lothar und Margarete Kosse. Jeder hängt seinen eigenen Gedanken nach. Leider können die Jugendlichen nicht wie gewöhnlich die ganze Nacht im Dom bleiben. Dennoch war Jugend im Dom ein voller Erfolg, die Jugendlichen kehren mit neuen Impulsen nach Hause zurück.


Der Pilgerweg begann in der Kirche Herz Jesu am Zülpicher Platz  / © DOMRADIO.DE (DR)
Der Pilgerweg begann in der Kirche Herz Jesu am Zülpicher Platz / © DOMRADIO.DE ( DR )

Abschlussgespräch bei der Jugendvigil im Kölner Dom / © DOMRADIO.DE (DR)
Abschlussgespräch bei der Jugendvigil im Kölner Dom / © DOMRADIO.DE ( DR )
Quelle:
DR
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