DOMRADIO.DE: Wie haben Sie den Auftakt der Synode empfunden?
Bernardo Johannes Bahlmann OFM (Bischof von Obidos im brasilianischen Amazonasgebiet): Es wurden Lieder gesungen, es gab indigene Gesänge und Klänge. Man hatte das Gefühl, dass es dieses Mal ganz anders war. Ein Bischof meinte zu mir, es sei vielleicht ein wenig ungeordnet, ein wenig durcheinander. Da habe ich nur gesagt: Ja, ich kenne das. Aber das wird sich alles wieder finden. Es sollte ja eigentlich eine gewisse Ordnung da sein, aber es war halt diese Atmosphäre aus Amazonien.
DOMRADIO.DE: Das muss ein ziemlich beeindruckender Moment gewesen sein, als die Bischöfe gemeinsam mit dem Papst zum Petrusgrab gegangen sind und von indigenen Gesängen begleitet wurden. Was empfindet man da in dem Moment?
Bahlmann: Das war für den Vatikan und auch für den Petersdom wirklich sehr ungewöhnlich. Wir haben vor dem Petrusgrab einen Kreis gebildet und ein bisschen rhythmisch dabei getanzt. Das hatte natürlich einen ganz besonderen Effekt für uns alle. Wir sind gemeinsam unterwegs als Gottes Volk, das ist für mich schon wie ein Wunder.
DOMRADIO.DE: Und seitdem beraten sie in der Synodenaula. Man sieht als Außenstehender hauptsächlich die Bilder von den knapp 200 Menschen, die mit dem Papst zusammen in der Aula sitzen. Wie läuft das ab?
Bahlmann: Jeder, der das Wort ergreifen möchte, kann das tun und sich auf eine Liste eintragen. Jeder hat vier Minuten Sprechzeit. Das ist für alle gleich. Nach vier Ansprachen ist dann erst einmal eine Pause von vier Minuten, in der gebetet werden und noch einmal reflektiert werden kann, das Gehörte verinnerlicht werden kann. Das ist eine ganz ruhige Debatte. Es ist kein Wortwechsel in dem Moment, sondern es ist einfach ein Zuhören. Und das ist das Wichtigste im Moment, dass wir einfach zuhören, was jeder Einzelne zu sagen hat.
Man hat fast den Eindruck, man wäre bei Exerzietien. Durch diese ruhige Atmosphäre kann man vieles viel besser vertiefen. Es werden dann auch die verschiedensten Themen angesprochen: Umweltverschmutzung, die Rolle der Frau, die pastorale Arbeit, die verschiedenen Dienste innerhalb der Kirche, verheiratete Priester und so weiter. Diese Themen werden alle angesprochen. Und am Ende des Tages kann jeder noch einmal Stellung beziehen.
DOMRADIO.DE: Sie kommen mit Mitbrüdern und mit Experten aus aller Welt zusammen. Wie verständigt man sich da?
Bahlmann: Es gibt kleine Kopfhörer, die man sich an die Seite stecken kann. Es gibt Übersetzungen in Englisch, Portugiesisch, Spanisch und Italienisch. Bisher gab es nur eine oder zwei Wortmeldungen, die in Englisch verfasst worden sind.
DOMRADIO.DE: Der Heilige Vater ist bei den Beratungen dabei. Interagiert man wirklich mit ihm oder zieht er sich viel zurück?
Bahlmann: Nein, er ist unter uns, das ist bei mir sehr positiv aufgefallen. Der Papst ist mit uns zusammen wie alle anderen auch. Gestern kam er ohne Begleitung von oben aus der Synodalaula zur Kaffeepause. Und natürlich haben ihm alle den Weg frei gemacht zur Kaffemaschine, da war ja eine lange Schlange. Aber das hat er dann zurückgewiesen und sich ganz normal wie alle anderen auch hinten in der Schlange angestellt. Und er ist dann auch für uns ansprechbar. Er bewegt sich wie alle anderen auch. Da gibt es keine Extrabehandlung.
Das Interview führte Renardo Schlegelmilch.
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