Die Philippinen kämpfen gegen Dengue

Mit Fröschen und Gebeten gegen die heimtückische Krankheit

​Auf den Philippinen und in ganz Südostasien grassiert das gefährliche und potenziell tödliche Dengue-Virus. Der Dengue-Moskito sticht auch in anderen asiatischen Ländern heftig zu. Die Infektionen sind auf Rekordhoch.

Autor/in:
Michael Lenz
Untersuchung auf Dengue-Fieber (dpa)
Untersuchung auf Dengue-Fieber / ( dpa )

Das Gesundheitsministerium in Manila hat im August dieses Jahres den "nationalen Dengue-Notstand" ausgerufen. Mehr als 900 Menschen sind in den ersten sieben Monaten 2019 bereits an der Krankheit gestorben. Doppelt so viele wie 2018. Mehr als 210.000 Menschen sind infiziert. Die Maßnahmen zur Eindämmung der Epidemie sind aus Verzweiflung geboren.

In Quezon City haben die Behörden Tausende Kröten in Flüssen und Bächen ausgesetzt in der Hoffnung, dass die Amphibien die Larven der Stechmücken fressen. In der Provinz Pangasinan ist die Hoffnung groß, mit Tausenden ausgesetzten als "Moskitofische" bekannten Zahnkarpfen das gleiche Ziel zu erreichen.

Mit Kräutertee und Pflichtgebet

In Ermangelung von Medikamenten gegen Dengue empfehlen philippinische Ärzte Kräutertees. Die Kirche setzt derweil auf Beten. Die katholische Bischofskonferenz hat ein "oratio imperata", ein Pflichtgebet für die Betroffenen erlassen, das seit dem 1. September nach der Kommunion gebetet wird.

Bischof Oscar Jaime Florencio, Mitglied der Bischofskommission für Gesundheit, setzt aber ebenfalls vor allem auf praktische Maßnahmen zur Beseitigung von Brutstätten der Ägyptischen Tigermücke. Das kleine Insekt legt seine Eier vorzugsweise in flachen, stehenden Gewässern wie Pfützen und Tümpeln ab. Davon gibt es auf den Philippinen während der Regenzeit überreichlich.

Eine Dengue-Infektion ist fies und heimtückisch. Fies, weil sie alle Symptome einer sehr schweren Grippe verursacht und deswegen auch als "Knochenbrecherkrankheit" bekannt ist. Heimtückisch, weil sie eben wegen dieser Symptome zumindest im Anfangsstadium oft als harmlose Grippe wahrgenommen wird.

Der weitere Krankheitsverlauf ist dann schwer und schmerzhaft, geht aber in den allermeisten Fällen glimpflich aus, wie Gesundheitsminister Francisco Duque nicht müde wird zu verkünden: "Es ist einfach so, dass 99,6 Prozent der Patienten sich erholen. Die Krankheit begrenzt sich selbst. Es ist aber wichtig, viel zu trinken."

Urbanisierung und mangelnde Hygiene befeuert Epidemien

Es ist in der Wissenschaft ein bekanntes Phänomen, dass Dengue-Epidemien wellenartig alle drei bis vier Jahre auftreten. Die Weltgesundheitsorganisation schätzt, dass jährlich 50 bis 100 Millionen Personen erkranken, 500.000 Personen einen schweren Krankheitsverlauf durchleiden und 22.000 Personen an Denguefieber sterben. Wurde Dengue bis Anfang der 1970er Jahre nur in tropischen Ländern beobachtet, verbreiten die Moskitos heute in 125 Ländern das Virus. Der Moskito ist auf dem Vormarsch.

Die zunehmende Urbanisierung bietet den Moskitos einen idealen Lebensraum und den blutsaugenden Weibchen Wirte satt. In den Städten findet sich von weggeworfenen Joghurtbechern über Blumentöpfe bis hin zu Planschbecken im Garten zudem überall Plastik, in dem sich Wasser sammelt und die Moskitos zur Eiablage einlädt. Fehlende Kanalisation und übelste hygienische Zustände in den Slums bieten perfekte Brutstätten für die Larven.

Kontroverse um Impfstoff

Die Dengue-Infektion ist nicht behandelbar. Mit Dengvaxia steht aber seit 2015 ein erster Impfstoff zur Vorbeugung einer Infektion zur Verfügung. Die Vakzine des Pharmamultis Sanofi garantiert allerdings nur einen etwa 60-prozentigen Schutz und den auch nur für Menschen, die schon mit dem Dengue-Virus in Berührung gekommen sind. Zudem schützt der Impfstoff nicht gleich gut gegen alle vier Dengue-Virustypen

2016 waren die Philippinen eines der ersten Länder, in denen Dengvaxia im großen Stil zum Einsatz kam. 2017 wurde der Stoff nach dem Tod einiger Kinder aus dem Impfprogramm wieder verboten. Die Kontroverse um Dengvaxia hat in der Bevölkerung zu einem großen Misstrauen gegenüber Impfstoffen und gegenüber Ärzten geführt.

Frösche und Fische sind aber auch nicht die ultimativen Waffen gegen Dengue. Die von den Behörden ausgesetzten Fressfeinde gelten als invasive Arten, die, so befürchten Umweltexperten, langfristig mangels natürlicher Feinde großen Ökoschaden verursachen könnten. Bei Dengue hilft also letztlich wohl doch nur beten.


Quelle:
KNA