Der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker dankte dem Orden dafür, dass er 170 Jahre den Ort "segensreich geprägt und belebt" habe. Zugleich bekundete er den Wunsch, dass das neue Wallfahrtsteam der Erzdiözese mit "Freude, Leichtigkeit, Tiefe und Leidenschaft" wirke. Mit dem Abschied und Dank verbinde sich die Zuversicht des Neubeginns.
Die Franziskaner hatten schon vor vier Jahren wegen Nachwuchsmangels die Aufgabe des Standortes angekündigt. Künftig kümmern sich drei Seelsorger des Erzbistums um die Wallfahrt rund um das Gnadenbild der "Trösterin der Betrübten". Die vermutlich aus dem 12. Jahrhundert stammende Arbeit wurde erst im benachbarten Soest verehrt. Im Zuge der Reformation gelangte die Statue 1661 ins katholische Werl. Die Stadt ist mit jährlich rund 100.000 Pilgern einer der größten Marienwallfahrtsorte in Deutschland.
Erste Niederlassung der Franziskaner in Werl im Jahre 1645
Die erste Gründung einer franziskanischen Niederlassung in Werl erfolgte 1645 durch die Kapuziner. Die preußische Regierung löste dieses Kloster 1834 auf. 1849 gründeten die Franziskaner dort ein neues Kloster, das sie im Kulturkampf zwischenzeitlich - von 1875 bis 1887 - verlassen mussten. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde neben der alten Wallfahrtskirche, die vom Stil des Spätbarocks geprägt ist, ein neuromanisches Gotteshaus mit signifikanten Zwillingstürmen errichtet.
1962 bauten die Franziskaner am Kloster das Missions- und Völkerkundemuseum "Forum der Völker" auf. Mit seinen heute rund 15.000 Exponaten ist es das größte Haus dieser Art in Nordrhein-Westfalen. Unternehmen aus der Region wollen das Museum über eine Stiftung weiter betreiben und erweitern.
Umbau zu neuem Pilgerzentrum
In den kommenden zwei Jahren erfolgt der Umbau zu einem neuen Pilgerzentrum, wie der neue Wallfahrtsleiter und gebürtige Werler, Pastor Gerhard Best, erläuterte. Bis zu 100 Menschen sollen auf einfachstem Standard in Werl übernachten können. Zwei Zimmer bieten künftig Platz für Obdachlose.
Auch inhaltlich wollen Best, ein weiterer Priester und eine Seelsorgerin neue Akzente setzen, wie es hieß. Neben der Stärkung der traditionellen Marienwallfahrt habe das Team den einzelnen Pilger im Blick, der auf Sinnsuche ist und sich vielleicht an der Kirche reibt.