Shutdown des Sozialkaufhauses war nicht nur für Kunden hart

Mit guter Laune in den Sommerschlussverkauf

Gerade sozial Schwächere sind auf günstigen Angebote im Sozialkaufhaus angewiesen. Die Mitarbeitenden profitieren von der sinnstiftenden Arbeit dort. Der Shutdown hatte alle hart getroffen. Gut, dass wieder geöffnet und Schlussverkauf ist.

Kleidung, die auch Second Hand noch gut aussieht / © Iryna Pospikh (shutterstock)
Kleidung, die auch Second Hand noch gut aussieht / © Iryna Pospikh ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Auch im Sozialkaufhaus muss Platz für die Winterware geschaffen werden. Gibt es jetzt im Sommerschlussverkauf bei Ihnen 50 Prozent Rabatt? Das wäre fast ein Grund, mal nach Hamburg zu fahren.

Claudia Krohn (Sozialdienst katholischer Frauen SkF Hamburg): Das haben Sie genau richtig beschrieben. Wir haben im Moment 50 Prozent auf Damenbekleidung und einen Teil von unserer Herrenbekleidung, damit wir tatsächlich unsere Lager leer bekommen. Wir haben tolle Menschen hier in Hamburg-Harburg, die viel spenden. Da freuen wir uns immer sehr darüber. Aber deshalb müssen wir auch Platz schaffen. So gibt es jetzt nochmal 50 Prozent auf unsere kleinen Preise. Sie können gerne zu uns nach Harburg kommen.

DOMRADIO.DE: Wer kauft denn bei Ihnen ein? Wer nutzt diese Angebote im Sozialkaufhaus?

Krohn: Das ist ganz bunt gemischt. Meist sind es Kunden, die an der Pfändungsgrenze sind. Das sind Rentner oder Menschen, die von Hartz IV beziehungsweise Grundsicherung leben müssen. Das ist unsere Kundschaft.

DOMRADIO.DE: Können Sie uns in Gedanken mal so ein bisschen durch Ihr Kaufhaus führen? Wie genau sieht es da aus? Und was gibt es eigentlich zu kaufen?

Krohn: Sehr gerne. Wir sind ein Kaufhaus mitten in Harburg, sehr zentral gelegen, prima zu erreichen mit S-Bahn und Bus. Bei uns gibt es wirklich alles, was Sie so im Kaufhaus finden wollen würden. Da gibt es keine Grenzen: von Bekleidung über Hausrat, Artikel, Möbel. Bei uns finden Sie immer schöne Sachen auch für Kinder wie Bekleidung oder Spielzeug.

Wir haben auch viele Upcycling-Artikel. Das heißt, dieser Gedanke, Sachen nicht wegzuwerfen, sondern sie einfach der Gemeinschaft noch mal zur Verfügung zu stellen, eventuell aufgearbeitet, steht bei uns auch immer im Vordergrund.

DOMRADIO.DE: Und davon profitieren natürlich nicht nur die Menschen, die bei ihnen schöne, günstige Dinge einkaufen können. Ganz wichtig ist das natürlich auch für die Mitarbeitenden bei Ihnen. Sie kommen häufig aus berufsfördernden Maßnahmen.

Krohn: Wir haben hier 75 Teilnehmer aus drei unterschiedlichen Maßnahmen. Unser Auftraggeber ist Team Arbeit Hamburg - also das Jobcenter in Harburg. Wir sind wie so eine kleine Familie. Unsere Mitarbeitenden kommen gerne, weil es sinnstiftend ist, hier zu arbeiten und der Tag mit sinnvoller Arbeit gefüllt ist.

DOMRADIO.DE: Ihr Sozialkaufhaus musste während des Shutdowns auch dicht machen. Wir war das für die Menschen?

Krohn: Das fanden viele von unseren Mitarbeitenden nicht gut. Sie kommen mit Freude zur Arbeit, lieben das Kundengespräch und das Miteinander. Wir haben hier auch ein Café, in dem man so ein bisschen zusammenkommt. Das fehlte dann doch schon in der Zeit, als wir geschlossen hatten.

DOMRADIO.DE: Sie haben natürlich auch ein Hygienekonzept in Corona-Zeiten. Wie genau funktioniert das?

Krohn: Da haben wir viel Aufmerksamkeit und Arbeit investiert. Bei uns gibt es Laufwege. Wir haben Hand-Desinfektionsstationen. Es wird am Eingang kontrolliert, ob der Kunde wirklich auch eine Maske auf hat. Aber unsere Mitarbeitenden sind da alle sehr gut darauf vorbereitet und helfen auch unseren Kunden, hier durchs Haus hindurchzukommen. Alle sind sehr sensibel in Bezug auf Hygiene und Abstand und auch gut ausgebildet.

DOMRADIO.DE: Wenn ich jetzt Kleidung habe, die noch gut in Schuss ist, oder vielleicht auch ein Möbelstück, das ich gerne zu Ihnen zum Kaufhaus bringen möchte, kann man da einfach so vorbeikommen?

Krohn: Sehr gerne. Wir nehmen alles an Bekleidung und Hausratartikel, das kann direkt hier abgegeben werden. Wir haben eine Laderampe und eine Ladezone, die man direkt mit dem Autokran anfahren kann. Wenn es sich um Möbel dreht, dann wäre es nett, wenn wir vorher kurz eine E-Mail mit Fotos bekommen und ob die Sachen abzuholen wären, weil wir da Termine vergeben. Dafür wäre ein bisschen Vorlauf gut.

DOMRADIO.DE: Gibt es etwas, was besonders gebraucht wird?

Krohn: Immer sehr gerne Herrenbekleidung. Die Herren tragen ihre Sachen doch wahrscheinlich länger als die Damen, und Herrenbekleidung brauchen wir wirklich immer sehr viel.

Das Interview führte Michelle Olion.


Quelle:
DR
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