Mit Schwester Katharina durch die Fußball-EM

Abwehrbollwerk, Sicherheitsdenken und Mario Gomez

Europa ist im Fußballfieber - domradio.de auch! Während der EM begleitet uns Schwester Katharina Hartleib, Franziskanerin in Olpe. Unsere "Fußballnonne" sieht nach dem Remis gegen Polen noch Steigerungspotential - aber auch eine gute Abwehr.

Schwester Katharina: ein echter Fußballfan / © privat  (DR)
Schwester Katharina: ein echter Fußballfan / © privat ( DR )

domradio.de: Wie sehr haben Sie denn bei dem Spiel Deutschland gegen Polen unter Ihrem Fußballfieber gelitten?

Schwester Katharina Hartleib: Ich kann gar nicht sagen, dass ich besonders gelitten hätte. Ich habe eher gemerkt, dass es ein typisches zweites Gruppenspiel der deutschen Mannschaft war. Sie werden besser im Laufe des Turniers. Die Abwehr ist entschieden besser und sicherer geworden und das Zweikampfverhalten war sehr viel dynamischer, Insofern fand ich den Auftritt gar nicht so schlimm.

domradio.de: Ich hab mich immer an das Sommermärchen der Weltmeisterschaft 2006 erinnert, als Deutschland Polen auf den letzten Drücker besiegt hat. Aber es fehlte die Flanke eines Odonkors auf Oliver Neuville?

Schwester Katharina: Genau so ist es. Diese Einwechslung wäre natürlich toll gewesen, aber für meine Begriffe hätte Lukas Podolski so etwas gekonnt. Der hat wirklich an Durchsetzungskraft gewonnen, seitdem er in der Türkei bei Galatasaray Istanbul spielt. Das wäre vielleicht ein Überraschungsmoment geworden. Ich habe mich ja gewundert, dass die Spieler, als Mario Gomez eingewechselt wurde, überhaupt nichts an ihrem System geändert haben. Die wussten doch, dass der Flanken braucht, um den Ball reinköpfen zu können. Aber sie haben wie vorher weitergespielt. Das fand ich etwas verwunderlich.

domradio.de: Warum hat Jogi Löw Podolski oder Schweinsteiger nicht als Joker ins Spiel gebracht?

Schwester Katharina: Wenn ich das wüsste. Natürlich war klar, dass einige der letzten Spiele im bisherigen Turnierverlauf in den letzten Minuten oder gar der Nachspielzeit entschieden wurden. Dann kann man schon einmal Glück haben, kann aber auch Pech haben. Von daher glaube ich, ist Jogi Löw eher auf Sicherheit gegangen.

domradio.de: Im Vorfeld hatten Sie Ihren Respekt gegenüber dem polnischen Stürmer Lewandowski geäußert. Ich glaube, der hat nicht ein einziges Mal aufs Tor geschossen, oder?

Schwester Katharina: Der hatte keine Chance. Das heißt, Mats Hummels und Jerome Boateng waren so hervorragend aufeinander eingespielt, dass sie Robert Lewandowski ziemlich aus dem Spiel genommen haben. Mats Hummels hat mir sehr imponiert. Die ersten Aktionen waren noch ein wenig ängstlich, aber dann wurde es immer besser und Lewandowski hatte keine Schnitte.

domradio.de: Und Manuel Neuer musste nicht ein einziges Mal eingreifen. Ich glaube, wenn man ihn am Ball gesehen hat, dann hat er eher den fliegenden Torwart gespielt. Nächster Gegner ist Nordirland. Die haben gestern die Ukraine mit 2-0 geschlagen. Jetzt wird es noch mal so richtig spannend in der Gruppe, das wissen auch Ihre Mitschwestern oder?

Schwester Katharina: Ja. Das war für mich wirklich überraschend, aber ich habe gemerkt, dass meine Mitschwester mit sehr viel Herz dabei waren. Bei der Ukraine hatte ich das Gefühl, dass die Mittel doch ein wenig beschränkt waren. Die Nordiren haben - wie wir das in anderen Spielen auch schon von einigen Mannschaften erlebt haben - zum Ende noch einmal eine Schippe drauflegen können. Von daher fand ich das spannend und mit meiner Liebe für Underdogs hat mich das Ergebnis sehr gefreut.

domradio.de: Ihr Tipp für das letzte Gruppenspiel der deutschen Mannschaft gegen Nordirland?

Schwester Katharina: 3-0 für Deutschland.

Das Interview führte Tobias Fricke.


Quelle:
DR