domradio.de: Im Endergebnis stand ein 1-0 Sieg gegen Nordirland im letzten Gruppenspiel der deutschen Fußballnationalmannschaft und damit der Gruppensieg vor Polen. Was sagen Sie, das war doch eine spannende Partie, oder?
Schwester Katharina Hartleib: Das war wirklich spannend. Ich hätte ja gehofft und erwartet, dass die deutsche Mannschaft aus den gefühlten 17 guten Torchancen mindestens ein 3-0 macht, was ich getippt hatte. Aber sie waren trotzdem drückend überlegen, und das hat mir schon gut gefallen - im Gegensatz zu den ersten beiden Gruppenspielen.
domradio.de: Tomas Müller ist wohl Pechvogel des Abends. Immer war der gegnerische Torwart oder die Latte im Weg. Was sagt man dazu? Muss man Thomas Müller trösten?
Schwester Katharina: Ich denke, jetzt hat er zumindest zahlreiche Chancen gehabt, was in den vorangegangenen Spielen ja nicht so der Fall war. Die Umstellung, die Jogi Löw bei der Aufstellung vorgenommen hat, ist ihm sehr zugute gekommen. Er hatte mehr Freiraum und dadurch mehr Möglichkeiten. Ich glaube, sobald er das erste Tor geschossen hat, wird so der Knoten platzen, dass ich hoffe, dass er noch einige Tore macht.
domradio.de: Einen Vorwurf machen Sie ihm aber nicht?
Schwester Katharina: Auf keinen Fall. Wenn jemand unglaublich engagiert ist, dann ist es Thomas Müller.
domradio.de: Torschütze des Abends war aber Mario Gomez, der Deutschland in der ersten Halbzeit nach Vorlage von Thomas Müller zum Sieg geschossen hat. Wie haben Sie dieses Tor erlebt?
Schwester Katharina: Ich habe es ihm gegönnt. Ich bin kein Fan von Mario Gomez, weil er eigentlich immer viel zu viele Chancen braucht, um ein Tor zu schießen. Aber gestern Abend hat er wirklich gezeigt, dass er sich in den letzten Jahren verändert hat. Bei seinen Engagements in den anderen Ländern und Ligen ist er gereift. Er kann sich mehr durchsetzen und dass er seine zweite oder dritte Chance genutzt hat, hat mir schon gefallen.
domradio.de: Man sagt ja von der deutschen Mannschaft, dass sie eine gute Turnier-Mannschaft ist und dann ins Rollen kommt, wenn sie unter Druck steht. Glauben Sie, jetzt geht es richtig los?
Schwester Katharina: Auf alle Fälle. Man merkte ja schon im Unterschied zum Auftaktspiel, dass im zweiten Match gegen die Polen die Abwehr entschieden besser, sicherer und konstanter stand. Jetzt im dritten Spiel hat es auch mit dem Angriff geklappt. Wenn jetzt in den hoffentlich mehreren kommenden Spielen noch die Chancenverwertung dazukommt, ist es wieder ein typisch deutscher Turnierverlauf.
Eine kleine Anekdote habe ich aber noch zum gestrigen Spiel. Wir haben bei uns im Haus eine ägyptisch-koptische Flüchtlingsfamilie wohnen. Und die Jungs, neun und anderthalb Jahre alt, kamen gestern Abend zum Anpfiff zu uns runter und wollten mit uns spielen. Wir wollten aber eigentlich Fußball gucken. Da haben wir uns gedacht, wir verbinden beides miteinander. Der Kleine hat immer mit einem kleinen Stoffball direkt vor dem Bildschirm gestanden und hat versucht, mitzuspielen. Das war unglaublich witzig, aber auch ein bisschen nervig. Insofern war ich unglaublich froh, dass zum Ende der ersten Halbzeit die Mutter kam und die Kinder eingesammelt hat.
Das Interview führte Verena Tröster.