Morddrohungen gegen Vorsitzende der Bischofskonferenz in Guatemala

Bischof Conedera - Symbol ungesühnter Gewalt

Vor zehn Jahren wurde in Guatemala Bischof Juan Gerardi Conedera von Angehörigen der Armee ermordet. Er hatte zuvor eine Dokumentation der Menschenrechtsverletzungen durch Armee, Paramilitärs und Zivilpatrouillen (PAC) in Guatemala veröffentlicht. Er stehe symbolisch für die noch ungesühnte Gewalt des jahrzehntelangen Bürgerkriegs mit seinen Hunderttausenden Toten, erklärte Misereor am Montag in Aachen und fordert internationalen Druck zur Verbesserung der Menschenrechtslage in dem lateinamerikanischen Land.

 (DR)

Auch heute sei das mittelamerikanische Land von Gewalt, Korruption und mafiösen Strukturen geprägt. Allein 2007 wurden dem Hilfswerk zufolge 6.000 Morde verzeichnet, viele davon im Zusammenhang mit der dramatisch steigenden Drogenkriminalität. Die meisten Täter blieben unbestraft, da auch der Staatsapparat und das Justizsystem kriminell unterwandert seien.

Zuletzt erhielt auch der amtierende Vorsitzende der Guatemaltekischen Bischofskonferenz, Bischof Alvaro Ramazzini Imeri, erneute Morddrohungen. Zahlreiche Institutionen weltweit, darunter auch die deutschen Bischöfe und Misereor, forderten von Staatspräsident Alvaro Colom wirksame Schutzmaßnahmen. Der Bischof von San Marcos engagiert sich auf vielen Ebenen für die Menschenrechte im Land.

Bürgerkrieg forderte 200.000 Tote
Der Bürgerkrieg in Guatemala zählt zu den brutalsten Konflikten in der Geschichte Lateinamerikas. Er dauerte 36 Jahre und endete im Dezember 1996 mit einem Friedensvertrag zwischen rechtsgerichteter Regierung und Rebellen. In dieser Zeit wurden mindestens 200.000 Menschen getötet, 83 Prozent davon Angehörige der indigenen Maya-Bevölkerung. Geschätzte 1,7 Millionen Menschen flohen vor Gewalt und Unterdrückung.

Hintergrund des Konflikts waren Versuche einer Landreform in den 1950er Jahren, die nach 1954 durch das US-gestützte Regime unterdrückt wurden. Damit wurden die Interessen des US-amerikanischen Konzerns United Fruit Company gewahrt, der in Guatemala 162.000 Hektar Land zum Anbau von Chiquita-Bananen besaß. Spätestens ab 1975 richtete sich die Staatsmacht planvoll vor allem gegen die ländlichen Maya-Regionen, unter dem Vorwand, die Guerilla finde dort Unterstützung.

Als die Zeit der "violencia", der besonders ungehemmten Gewalt, gingen die Jahre 1978 bis 1985 in die Geschichte des mittelamerikanischen Landes ein. Allein in den 15 Monaten unter dem Diktator Efrain Rios Montt begingen Militärs 600 Massaker und zerstörten in einer "Politik der verbrannten Erde" etwa 100 Dörfer. 17.000 Menschen wurden in diesem Zeitraum getötet, Hunderttausende flohen.

Die Ermordung Bischof Conederas
Ende April 1998 legte die katholische Kirche einen offiziellen Untersuchungsbericht zu den Menschenrechtsverletzungen vor. Eine Studien zur "Wiedererlangung der historischen Gedächtnisses".
Zwei Tage später, am 26. April 1998, wurde der wichtigste Protagonist der Studie, Bischof Gerardi, von Angehörigen der Armee ermordet. Die Hintermänner der Tat sind bis heute auf freiem Fuß. Aus dem Bericht geht hervor, dass mehr als 90 Prozent der Morde auf Armee, Paramilitärs und Zivilpatrouillen (PAC) zurückgehen. Auf Entschädigung warten die allermeisten Opfer bis heute.