Der Karfreitag ist der Höhepunkt des Weihnachtsfestes? Ja, wirklich. Auch wenn es so unglaublich, unglaublich klingt. Der heruntergekommene Gott ist der, der mit uns bis ans Kreuz gehende Gott. Ein Aspekt der Kreuzestheologie ist über Jahrhunderte sehr vernachlässigt worden. Der Kreuz tragende Jesus, der an der Seite der Kreuz tragenden Menschen geht.
Kreuze tragen wir Menschen, seit es Menschen gibt. Jesus nimmt also sein Kreuz und geht meinen Kreuzweg mit. Das Wort der Passion Jesu heißt "mit". Der mit uns verurteilt worden ist. Durch Mobbing, durch falsche Aussagen, durch kompromittierende Fotos. Der mit uns gegeißelt worden ist. Jetzt mit diesem Virus, der so viele Menschen trifft – und unser Leben lähmt und ausbluten lässt. Der mit uns mit Dornen gekrönt worden ist. Mit all unseren Zukunftsängsten, der Sorge um den Arbeitsplatz und der Angst um die nächsten Angehörigen. Der mit uns das schwere Kreuz getragen hat. Das Kreuz von Krankheit, Leid, Einsamkeit und Ohnmacht. Der mit uns am Kreuz gestorben ist. Mit den verstorbenen Unglücksopfern, den Verstorbenen der Virusinfektionen, den Opfern von Krieg, Hunger und Vertreibung.
Und weil Jesus alles Leid mit uns getragen hat, kann uns selbst unser Leid als eine Spur der Anwesenheit Gottes in unserem, in meinem Leben sichtbar, erfahrbar werden. Und warum tut Jesus das? Es gibt nur eine mögliche Antwort: aus Liebe. Weil er liebt. Jesus weicht dem Kreuz nicht aus. Sondern er sagt: "Ich liebe euch so sehr, dass ich ganz bis nach unten absteige und bei euch bleibe – bis ins Letzte." Die Last des Leidens bleibt, aber sie wird leichter zu tragen, weil einer mit uns trägt, der der Sohn Gottes ist. Wir finden ihn an unserer Seite, wann immer uns das Leben und Leiden schwer ist. All unsere Kreuze, die wir zurzeit so tragen, können uns in allem Schmerz und Leid beständig erinnern: "Du bist geliebt." Der liebende Gott trägt sein Kreuz mit uns.
