Moskauer Patriarch beklagt "Falschdarstellung"

"Klaren Verstand und friedvolle Seele"

Das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche, Patriarch Kyrill I., beklagt eine "falsche Darstellung historischer Ereignisse". Metropolit Antonij Sevrjuk verlas die Nachricht beim Weltkongress der Religionen in Kasachstan.

Patriarch Kyrill I. / © Natalia Gileva (KNA)
Patriarch Kyrill I. / © Natalia Gileva ( KNA )

Demnach rief Kyrill am Mittwoch dazu auf, "klaren Verstand und friedvolle Seele" zu bewahren, insbesondere in schwierigen Zeiten für die Menschlichkeit. Der Glaube könne dazu beitragen, so Kyrill.

Kyrill beklagte, dass es im öffentlichen Raum immer mehr Worte des Hasses gegen ganze Völker, Kulturen und Religionen gebe. "Der von einigen Regierenden in dieser Welt gewählte Kurs von Diktatur, Rivalität und Konfrontation ist ein Beitrag zur Zerstörung der Menschheit", so Kyrill wörtlich. Welche Regierenden er damit meinte, ließ er offen. Er sei sicher, dass der "Frieden stiftende Dialog der Religionsführer dazu beitragen könne, die gegenwärtigen Herausforderungen zu überwinden, Harmonie in die zwischenstaatlichen Beziehungen zu bringen und eine gerechte Weltordnung herzustellen."

Informationen leicht zu manipulieren

Russisch-orthodoxe Kirche

Die russisch-orthodoxe Kirche ist mit rund 150 Millionen Gläubigen die mit Abstand größte orthodoxe Nationalkirche. In Russland bekennen sich gut zwei Drittel der Bevölkerung zu ihr - etwa 100 Millionen Menschen. Fast alle übrigen früheren Sowjetrepubliken zählt das Moskauer Patriarchat ebenfalls zu seinem kanonischen Territorium.

Russisch-orthodoxe Kirche mit Baugerüst / © Balakate (shutterstock)
Russisch-orthodoxe Kirche mit Baugerüst / © Balakate ( shutterstock )

Metropolit Antonij, neuer Außenamtschef des Moskauer Patriarchats und Leiter der russisch-orthodoxen Delegation in Nur-Sultan, ergänzte, es sei immer leichter geworden, Informationen zu manipulieren. Die jüngsten Ereignisse hätten gezeigt, "wie leicht es geworden ist, ein Feindbild zu schaffen", so der Metropolit. Man zeige mit dem Finger auf andere und rufe zu Hass auf.

Die Weltgemeinschaft erlebe einen sehr schwierigen Moment, so Antonji weiter. Nur der Glaube könne die Menschheit vor Chaos und Anarchie bewahren. Dabei sei vor allem der Glaubenssatz "Liebe deinen Nachbarn wie dich selbst" entscheidend. Er hoffe, so der Metropolit, dass nach den Erfahrungen der Pandemie beim Forum der Weltreligionen viele akute Probleme der Weltgemeinschaft besprochen würden, etwa Hunger oder wachsender Extremismus.

100 Delegationen beim Weltkongress

Zum Weltkongress der Religionen, an dem in diesem Jahr auch Papst Franziskus teilnimmt, sind etwa 100 Delegationen aus 50 Ländern angereist. Seit 2003, auch als Reaktion auf den islamistischen Terroranschlag vom 11. September 2001 in den USA, lädt die kasachische Regierung alle drei Jahre zu einem "Kongress von Führern der Welt- und traditionellen Religionen".

Das diesjährige Treffen hatte am Morgen Papst Franziskus mit einer Rede eröffnet, in der er mahnte, die Religionen sollten sich niemals in den Dienst weltlicher Macht stellen und niemals zu Gewalt aufrufen. Außer dem Papst und dem Vertreter des Moskauer Patriarchats sprachen am Vormittag in der Unabhängigkeitshalle der kasachischen Hauptstadt Großscheich Ahmed al-Tayyib von der Al-Azhar-Moschee in Kairo und Israels sephardischer Oberrabbiner Yitzhak Yosef.

Anschließend wurde eine kurze Video-Grußbotschaft von UNO-Generalsekretär Antonio Guterres gezeigt, der das Bemühen religiöser Führer um den Weltfrieden würdigte.

Nach den Reden fanden bilaterale Treffen statt. Dabei traf Papst Franziskus laut Programm unter anderen Großscheich al-Tayyib, die beiden israelischen Oberrabbiner David Baruch Lau und Yitzhak Yosef, die Delegation des Lutherischen Weltbundes sowie Metropolit Antonij.

Quelle:
KNA