Zum 25. Jahrestag des Kosovo-Kriegs hat der orthodoxe Moskauer Patriarch Kyrill I. schwere Vorwürfe gegen das Militärbündnis Nato und den Westen erhoben. In einem am Sonntag veröffentlichten Schreiben an den serbisch-orthodoxen Patriarchen Porfirije bezeichnete das russische Kirchenoberhaupt die Nato-Luftangriffe auf Jugoslawien als eine "weitere aufschlussreiche Episode des ewigen Kampfes gegen den orthodoxen Glauben und seine Träger". Westliche Länder hätten damals einen "großen slawischen Staat" zerstören wollen, indem sie "nationalistischen Separatismus" förderten und unterstützten.
Kein Wort zu den Massakern
"Offensichtlich war das Hauptziel der Angreifer, Serbien seine autonome Provinz Kosovo und Metochien zu entreißen - das Land, das die Wiege der serbischen Orthodoxie ist", so Kyrill I. Er bete für die bei der Bombardierung getöteten serbisch-orthodoxen Christen und auch für jene, die von "Extremisten" umgebracht worden seien.
Zudem lobte der Moskauer Patriarch Mut und Standhaftigkeit, "die das serbische Brudervolk in dieser ungleichen Konfrontation bewiesen hat". Mit keinem Wort erwähnte er, dass jugoslawische Einheiten damals viele Kosovo-Albaner vertrieben und auch Massaker begingen.
Erster Kampfeinsatz der Nato
Am 24. März 1999 hatte die Nato ihre Luftschläge gegen Ziele in Serbien, Kosovo und Montenegro begonnen. Dabei handelte es sich um den ersten Kampfeinsatz des Militärbündnisses und zudem den ersten Kampfeinsatz deutscher Truppen seit 1945. Ziel war es, den Kosovo-Krieg zu beenden. Zuvor hatte sich der Konflikt zwischen Serben unter der Führung von Slobodan Milosevic und der albanischen "Befreiungsarmee des Kosovo" zugespitzt, unter dem die Zivilbevölkerung massiv zu leiden hatte.
Der Nato-Einsatz ist bis heute umstritten, weil er ohne UN-Mandat erfolgte. Der Kosovo-Krieg dauerte bis zum 10. Juni 1999. Über die Opferzahlen gibt es laut Bundeszentrale für politische Bildung unterschiedliche Angaben. Die jugoslawische Regierung sprach demnach von 1.200 bis 5.700 zivilen Opfer durch die Luftschläge. Human Rights Watch ging von etwa 500 toten Zivilisten aus. Hunderttausende Menschen mussten ihre Städte und Dörfer verlassen.