Motu Proprios des Papstes sorgen für Aufsehen

Zwei Erlasse des Papstes – und neue Fragen

Als der Vatikan am vergangenen Samstag zwei Erlasse (Motu proprios) des Papstes veröffentlichte, sorgte der erste für mehr Aufsehen:

Autor/in:
Roland Juchem
Kruzifix in der Sixtinischen Kapelle / © Cristian Gennari (epd)
Kruzifix in der Sixtinischen Kapelle / © Cristian Gennari ( epd )

die Auflösung der Kommission "Ecclesia Dei", zuständig für den Dialog mit der traditionalistischen Piusbruderschaft.

Die Gespräche mit der Piusbruderschaft führt künftig die Römische Glaubenskongregation direkt. Sämtliche Mitarbeiter der aufgelösten Kommission "Ecclesia Dei", die ohnehin im Palazzo des "Sant'Ufficio" saß, bilden nun eine neue, vierte Abteilung der Kongregation – neben denen für Disziplinar-, Ehe- und Lehrfragen. Der einzige, der nicht übernommen wurde, ist der Sekretär, Erzbischof Guido Pozzo.

Mit Pozzo kommt man zum zweiten Erlass: Den 67-jährigen Norditaliener ernannte der Papst zum Verwaltungschef des Päpstlichen Chores der Sixtinischen Kapelle. Eine ungewöhnliche Personalie, für die Franziskus aber wohl seine Gründe hatte. Das zweite Motu proprio unterstellt den weltberühmten Papst-Chor dem Amt für Liturgische Feiern des Papstes und dessen Chef Guido Marini. Dieser soll nun eigene Statuten für den Chor erarbeiten und sich um die künstlerische, spirituelle, seelsorgliche, liturgische und erzieherische Weiterentwicklung des Chores kümmern. Pozzo obliegen Verwaltung und Finanzen des Chores. In beiden Bereichen gibt es einiges zu ordnen.

Die Gerüchteküche brodelt

Im Sommer 2018 hatte es Medienberichte über einen angeblichen Finanzskandal um den Chor der Sixtina gegeben. Andere sprachen lediglich von Untersuchungen des Vatikan gegen den Verwaltungsleiter des Chores, Michelangelo Nardella. Doch nicht nur Nardella, der unautorisiert Gelder des Chores auf Konten außerhalb des Vatikan geparkt haben soll, steht im Visier, auch Chorleiter Massimo Palombella. Eltern beschwerten sich über einen unangemessenen Führungsstil Palombellas, dieser habe jüngere Sänger des Chores angeschrien und beleidigt. Palombella sei untragbar geworden, heißt es aus dem Umfeld des Chores. Dem Chor gehören 20 erwachsene und rund 35 jugendliche Sänger an.

Formal gehörte die "Cappella Musicale Pontificia Sistina" bisher zur Präfektur des Päpstlichen Hauses, die aber nur wenig Handhabe hatte.

Selfie mit Rihanna sorgt für Ärger

Die Verwaltung des Chores war eigenständig, dessen nicht seltene Auslandsreisen seien weitgehend über das Staatssekretariat organisiert worden, heißt es. Eine Auslandsreise im Mai 2018 hatte die vatikaninternen Untersuchungen ausgelöst. Bei einer Gala im New Yorker Metropolitan Museum of Art posierten Palombella und erwachsene Sänger in Chorkleidung auf Selfie-Fotos unter anderem mit US-Popstar Rihanna, die bei der Veranstaltung ein silber-glitzerndes kurzes Kleid sowie eine Kopfbedeckung in Form einer Mitra trug. Das hatte für Proteste gesorgt.

Während Nardella relativ bald suspendiert wurde und auf das Ergebnis der Ermittlungen der vatikanischen Staatsanwaltschaft wartet, ist Palombella noch im Amt. Seine Ablösung soll im Gange sein, heißt es aus vatikanischen Kreisen; die Unterstellung unter den Päpstlichen Zeremonienmeister Marini sei das letzte, was Palombella gewollt habe.

Muss Gänswein jetzt gehen?

Inwieweit die neue Zuständigkeit für den Papst-Chor die Stellung des Päpstlichen Hauses und seiner Präfektur schwächt, ist unter Vatikanbeobachtern umstritten: Während einige meinen, die Tage der Präfektur und ihres Leiters, Erzbischof Georg Gänswein, seien gezählt, interpretieren andere den jüngsten Papsterlass weniger dramatisch. Für die Präfektur gebe es nach wie vor genug Eigenes zu tun, was etwa die Protokollabteilung im Staatssekretariat nicht machen könne. Der Papst denke ebenso.

Spätestens, wenn die erwartete Apostolische Konstitution "Praedicare evangelium" veröffentlicht und Franziskus' Kurienreform vorerst abgeschlossen wird, weiß man Genaueres.

 

Dunkle Wolken über dem Vatikan / © Gregorio Borgia (dpa)
Dunkle Wolken über dem Vatikan / © Gregorio Borgia ( dpa )
Quelle:
KNA