Im Fall der Missbrauchs-Vorwürfe gegen den argentinischen Bischof Gustavo Zanchetta hat der Vatikan seine Position bekräftigt. Anschuldigungen wegen sexuellen Missbrauchs gegen den ranghohen Mitarbeiter der päpstlichen Güterverwaltung würden überprüft, teilte Vatikansprecher Alessandro Gisotti am Dienstag erneut mit. "Danach wird es Informationen zu Ergebnissen geben", heißt es weiter in dem knappen Statement.
Ansonsten verwies Gisotti auf seine Erklärung vom 4. Januar: Zum Zeitpunkt der Ernennung Zanchettas zum Assessor der Güterverwaltung im Dezember 2017 seien keinerlei Vorwürfe sexuellen Missbrauchs bekannt gewesen.
Im Schatzamt des Heiligen Stuhls
Der Vatikansprecher reagierte damit auf den am Wochenende von einigen Medien aufgegriffenen Bericht der Nachrichtenagentur AP, laut dem der Vatikan bereits 2015 von einem Fehlverhalten Zanchettas erfahren haben soll. Die vor der Ernennung an den Vatikan gemeldeten Hinweise lagen demnach jedoch unter der Schwelle strafrechtlicher Relevanz. Gisotti sagte, es habe in den Berichten "irreführende Rekonstruktionen" gegeben.
Der heute 54-jährige Zanchetta war in einer der ersten Personalentscheidungen von Papst Franziskus im Juli 2013 zum Bischof von Oran in Nordargentinien ernannt worden. Nachdem Zanchetta im August 2017 die Bistumsleitung abgab, berief Franziskus ihn im Dezember des gleichen Jahres auf den eigens geschaffenen Posten eines Assessors in der Güterverwaltung, dem Schatzamt des Heiligen Stuhls.
Missbrauchsopfer sollen sich melden
Die argentinische Zeitung "El Tribuno" hatte Ende Dezember von den Anschuldigungen gegen Zanchetta berichtet. Das Blatt deutete mehrere bistumsinterne Personalentscheidungen und sogar die Versetzung des päpstlichen Nuntius Emil Paul Tscherrig von Argentinien nach Italien als Reaktionen auf die Vorwürfe.
Das Bistum Oran erklärte dagegen am 30. Dezember, die Personalmaßnahmen seien ausschließlich pastoralen Gesichtspunkten gefolgt. Orans Bischof Luis Antonio Scozzina rief Opfer sexuellen Missbrauchs auf, sich bei den zuständigen kirchlichen Stellen oder der staatlichen Justiz zu melden.
Schwieriges Verhältnis zum Klerus
Vatikansprecher Gisotti wies Anfang Januar die Darstellung zurück, Zanchetta sei vom Papst abgesetzt worden. Der Bischof habe selbst um den Amtsverzicht gebeten. Grund sei ein schwieriges Verhältnis Zanchettas zum Klerus gewesen. Dabei sei dem Bischof autoritäres Verhalten vorgeworfen worden, aber es habe "keine einzige Anschuldigung sexuellen Missbrauchs" gegeben.
Nach einer Interimszeit in Spanien habe man Zanchetta "in Anbetracht seiner Fähigkeit in der Verwaltung" an den Vatikan berufen. Mit der Position als Assessor sei jedoch keine Leitungsverantwortung verbunden, sagte Gisotti damals.