Msgr. Bosbach über die Taufe und Kardinal Woelkis Hirtenbrief

"Keine bloße Unterschrift unter einen Mitgliedsantrag"

Kardinal Woelki weist in seinem Fastenhirtenbrief auf die Taufe als Fundament für die Botschafter Gottes hin. Msgr. Markus Bosbach vom Erzbistum Köln erzählt im domradio.de-Interview, wie jeder Getaufte zum Botschafter werden kann.

Chrisam und Salböl am Taufbecken / © Harald Oppitz (KNA)
Chrisam und Salböl am Taufbecken / © Harald Oppitz ( KNA )

domradio.de: Im Hirtenbrief schreibt der Kardinal in Anspielung auf den Apostel Paulus, dass wir mit der Taufe Christus wie ein Gewand angelegt hätten, aber dieses Gewand falle - gerade Außenstehenden - offenbar zu wenig auf. Monsignore Bosbach, was muss eine Gemeinde leisten, um nach außen hin sichtbar zu werden?

Msgr. Markus Bosbach (Hauptabteilungsleiter für die Seelsorgebereiche im Erzbistum Köln): Durch den Fastenhirtenbrief ist eine Gemeinde eingeladen, sich das Gewand, also die äußere Erkennbarkeit ihres "Getauft seins" anzusehen, und hoffentlich zu schauen, wie man es noch attraktiver machen kann. Es ist eine Einladung, konkret hinzuschauen, wie wir nach außen hin auftreten, wie uns Menschen erleben, was sie bei uns erleben, wenn sie mit uns Kontakt aufnehmen, ob sie eine Atmosphäre des Willkommen seins, des Angenommen seins erleben, ob sie eine Kirche am Ort erleben, die gerade auch für die Notbedürftigen hilfreich ist. Das kann ein attraktives Gewand sein, das der Kardinal in seinem Hirtenbrief meint.

domradio.de: Der Kardinal schreibt auch, es könnte eine gute Idee sein, Taufen in einen Sonntagsgottesdienst einzubinden. Was halten Sie davon?

Msgr. Bosbach: Das ist auf jeden Fall eine sehr gute Idee, denn die Taufe ist nicht einfach nur eine Unterschrift unter einem Mitgliedsantrag, sondern die Taufe ist das Hineinnehmen in das Geheimnis Christi selbst und in das Geheimnis von Tod und Auferstehung, das in der Kirche gefeiert wird. Die Taufe ist eine Feier, die die ganze Gemeinschaft angeht und nicht nur eine Familie oder einen Privatkreis. Daher ist es sicherlich gut, gelegentlich, aber nicht immer, die Taufe im Sonntagsgottesdienst zu feiern. Die Gemeinde gehört sicherlich dazu, viele Gemeinden versuchen, das zu verwirklichen, indem beispielsweise Ehrenamtliche als Taufbegleiter und Taufbegleiterinnen schon in der Vorbereitung mitwirken und dann auch stellvertretend für die ganze Gemeinde bei der Taufe dabei sind, Umgekehrt ist es natürlich noch schöner, wenn die ganze Gemeinde miterlebt, was die Taufe bedeutet. Der Kardinal weist in seinem Fastenbrief auf viele Elemente der Taufe hin, die dabei sichtbar werden. Das ist nicht nur das Übergießen mit Wasser, sondern auch die verschiedenen Ölungen und die Zeichen, die alle auch eine sprechende Botschaft sind. 

domradio.de: Darin steckt in jedem Fall: Jeder ist ein wichtiger Baustein. Fordert der Kardinal damit auch mehr Verantwortung für Laien in der Kirche?

Bosbach: Ich würde nicht sagen für Laien, sondern für Getaufte. Wenn wir von Laien sprechen, dann haben wir sehr schnell ein Gegenüber zwischen Priestern und Laien. Dem Kardinal geht es um eine Neuentdeckung der gemeinsamen Berufung, die alle Getauften tragen. Insofern haben Sie recht damit, dass es um mehr Wahrnehmung von Verantwortung geht, denn durch die Taufe haben alle Getauften Verantwortung für die Kirche, den Glauben, das Weiterleben und das Wachsen der Kirche. Das ist keine Sache für die Profis und Hauptamtler oder für "die da oben", sondern das ist etwas, das in der Taufe als Berufung für jeden steckt.

domradio.de: Konkret gesagt: Was könnte ich in meiner Gemeinde tun?

Bosbach: Es fängt mit der persönlichen Ebene an: Wie lebe ich? Bin ich mir bewusst, dass ich getauft bin? Lebe ich wenigstens in dem Versuch, so zu leben, wie Christus das getan hat, oder wie er es mir auch in seiner Botschaft gesagt hat? Das Nächste ist, wo ich mit anderen Getauften zusammen bin: Welchen Blick habe ich auf die Menschen, die um mich herum leben? Wer hat Not, wer braucht etwas? Wofür bin ich da? Ich bin als Getaufter zu Menschen gesandt und nicht nur Zweck für mich selbst. Es ist vielleicht gerade heute so schade, dass Kirchengemeinden oft als "closed shops", also als geschlossene Gesellschaften wahrgenommen werden. Ich glaube, dem Kardinal ist es ein Anliegen, dass Taufwürde heißt - so wie Papst Franziskus das auch sagt - rauszugehen, an die Ränder zu gehen und zu schauen, was Menschen, die mit mir zusammen in dieser Welt leben, heute brauchen.

Das Gespräch führte Verena Tröster.


Quelle:
DR