Münchner Generalvikar zur Finanz-Situation in den Bistümern

Ehrlich, offen und transparent

Der Münchner Generalvikar Peter Beer hat erneut eine "ehrliche und offene Diskussion" über den Umgang der deutschen Bistümer mit ihren Finanzen angemahnt. Die Debatte müsse "auf sachlicher Basis und nicht auf der von Gefühlen" geführt werden.

Kirche und Finanzen (Symbolbild) / © Harald Oppitz (KNA)
Kirche und Finanzen (Symbolbild) / © Harald Oppitz ( KNA )

"Nur zu sagen, die sind arm und die sind reich, ist eine nicht zu rechtfertigende Vereinfachung", betonte Beer bei der Finanzpressekonferenz seines Erzbistums am Mittwoch. München und Freising gilt als eine der finanzstärksten katholischen Diözesen in Deutschland.

Eine Bilanzierung nach dem Standard des Handelsgesetzbuches (HGB) für große Kapitalgesellschaften wäre "die Basis für einen vernünftigen Vergleich", fügte der Münchner Erzbischöfliche Finanzdirektor Markus Reif hinzu.

Bisher wendeten jedoch nur etwa ein Viertel aller 27 deutschen Diözesen diese strengste Form der Rechnungslegung an. Beer sagte, für eine Abweichung von diesem Standard müsste es schon "schwerwiegende Gründe" geben. Drohungen oder Ultimaten führten jedoch auch nicht weiter.

Unterschiedliche Lasten und Herausforderungen

Außer einer transparenten Buchführung bräuchten die Bistümer "eine Diskussion, wie viele Mittel angesichts unterschiedlicher Aufgaben und Herausforderungen dafür wirklich bereitstehen", sagte der Generalvikar. So habe das Erzbistum München und Freising mit seinen vielen historischen Kirchen andere Lasten zu schultern als Diözesen mit jüngerem Baubestand. Eine "verantwortete Solidarität" müsse die Finanzbeziehungen der Bistümer prägen.

Die Erzdiözese stellte am Mittwoch uneingeschränkt testierte Jahresabschlüsse, Lageberichte und Haushalte wichtiger Rechtsträger vor. Das Metropolitankapitel war allerdings erneut nicht dabei. Beer sagte dazu auf Nachfrage, er könne nicht für das ganze Gremium sprechen. Als Mitglied sei ihm jedoch "wichtig, dass das Metropolitankapitel möglichst schnell und klar sein Vermögen nach den Maßstäben der Erzdiözese offenlegt".

Plus durch aufgekaufte Klöster

Die Erträge des Erzbistums beliefen sich 2017 auf rund 848 Millionen Euro, davon entfielen 640 Millionen Euro auf die Kirchensteuer. Das bedeutete ein Plus von 8,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Daraus wurden Aufwendungen in Höhe von 740 Millionen Euro bestritten.

Nicht abgerufene Haushaltsmittel sowie nicht kalkulierte Mehreinnahmen erbrachten einen Überschuss von knapp 162 Millionen Euro, der fast vollständig in Bau- und Sanierungsmaßnahmen floss. In diesem Jahr planen die Verantwortlichen mit Erträgen in Höhe von 765 Millionen Euro und Ausgaben von 752 Millionen Euro.

Die Bilanzsumme des Erzbistums betrug Ende 2017 rund 3,37 Milliarden Euro, das waren 106 Millionen Euro mehr als im Vorjahr. Das Plus resultierte unter anderem aus aufgekauften Klöstern. Diesem Wertzuwachs stünden jedoch um ein Mehrfaches höhere benötigte Investitionen zur Erhaltung und zur künftigen Nutzung gegenüber.


Generalvikar Peter Beer predigt / © Tobias Hase (dpa)
Generalvikar Peter Beer predigt / © Tobias Hase ( dpa )
Quelle:
KNA