DOMRADIO.DE: Man sieht immer wieder die Bilder von ankommenden Frauen und Kindern in der Presse. Sie haben reale Bilder von Menschen aus der Ukraine im Moment. Wie haben Sie da konkret geholfen?
P. Godehard Brüntrup SJ (Jesuitenkommunität St. Michael München): Ja, ich bin da nur ein ganz, ganz kleines Rädchen in einem viel größeren Getriebe. Es sind sowohl in unserer Fakultät in Innsbruck, als auch in den Schulen in Bonn-Bad Godesberg, glaube ich, insgesamt 60 aufgenommen worden. Man sieht in der Kirche überall sehr konkrete Hilfe und mein Eindruck ist, dass man Menschen vor sich hat, die extrem erschöpft sind, psychisch und physisch, sehr lange brauchen und auf Irrwegen aus dem Land kommen, in ständiger Angst angegriffen zu werden, aus der Luft. Und wenn sie dann hier ankommen, es sind ja meistens Frauen mit kleinen Kindern, dann brechen sie zusammen und die Tränen laufen und man ist selber ganz erschüttert. Es ist eine Tragödie.
DOMRADIO.DE: Welchen Eindruck haben Sie von den Menschen? Wie geht es ihnen?
Brüntrup: Gerade bei den jungen Frauen habe ich gehört, gehen Geschichten herum, dass sie Angst hätten, dass sie dann hier im Menschenhandel verkauft würden oder in die falschen Hände gelangen könnten. Und der Moment, wo sie merken: Jetzt bin ich sicher und jemand kümmert sich um mich. Der ist ganz, ganz großartig. Aber gleichzeitig auch so tief verletzend, dass Menschen so etwas angetan wird.
DOMRADIO.DE: Wie funktioniert denn die Verständigung mit den Menschen aus der Ukraine? Man hört ja immer wieder, dass es doch mit Englisch nicht unbedingt geht und einige wirklich nur Ukrainisch sprechen.
Brüntrup: Meine begrenzte Erfahrung bisher ist die, dass Englisch doch erstaunlich gut geht, ein bisschen Deutsch auch. Und das Allerbeste ist, dass man mit dem Handy natürlich in Sekundenschnelle Deutsch in Ukrainisch oder Russisch, was ja auch viele sprechen, übersetzen kann.
DOMRADIO.DE: Wie wird es bei Ihnen weitergehen? Wie können Sie agieren? Haben Sie noch Platz für Menschen?
Brüntrup: Wir haben in dem Fall schnell immer weiter vermittelt an Familien. Ich denke, der richtige Weg ist jetzt, dass man an die großen Organisationen Geld gibt. Vor Ort, also in der Ukraine selbst haben wir im früheren Lemberg, Lwiw, vom Jesuiten-Flüchtlingsdienst eine Zentrale. Wir haben es in Rumänien, wir haben es in Polen, sodass die Menschen direkt vor Ort Hilfe bekommen. Und ich glaube, das ist der Punkt, wo jeder Einzelne und jede Einzelne jetzt was tun kann, dort zu unterstützen. Weil mit dem selber aufnehmen dann doch auch viele überfordert sind, aber jeder kann mithelfen, indem er die Organisationen unterstützt, die das sehr professionell machen.
DOMRADIO.DE: Wie schwierig ist denn die Unterbringung der Geflüchteten? München ist ja auch eher eine teure Großstadt.
Brüntrup: Ich kann jetzt nur von meinen ganz geringen Erfahrungen berichten. Das geht halt über private Verbindungen, das geht dahin, dass man Menschen kennt, die sagen: Für vier Wochen oder sechs Wochen nehme ich die jetzt mal auf. Die große Frage ist dann: Was kommt dann danach? Wir können ja nicht davon ausgehen, dass der Krieg oder die Auseinandersetzungen in vier oder sechs Wochen vorbei sind. Aber das ist zunächst mal die erste Not. Und da ist die Hilfsbereitschaft sehr groß und die Menschen, die sich einsetzen, aus einem christlichen Engagement heraus, sind auch leicht zu finden.
DOMRADIO.DE: Ihr Orden hat einen eigenen Flüchtlings Dienst, der sich schon seit vielen Jahren für Geflüchtete einsetzt, wenn man jetzt ihre Arbeit für die Ukraine Flüchtlinge direkt unterstützen möchte. Wie geht das am einfachsten?
Brüntrup: Man findet auf der Homepage der Jesuiten den Link Ukraine-Hilfe und dann kann man direkt spenden.
Das Interview führte Dagmar Peters.