Musicalproduktion "Die Päpstin" zeigt sich in neuem Gewand

Aufführung mit positiver Botschaft

Das Musical "Die Päpstin" wird seit 13 Jahren im Schloss Theater Fulda aufgeführt. Die Firma "Spotlight Musicals" hat das Stück jetzt modernisiert. Ob es gelungen ist, schätzt Musicalfachmann und Theologe Marcus Leitschuh ein.

Musical "Die Päpstin" in Fulda / © Peter Scholz (SlM)
Musical "Die Päpstin" in Fulda / © Peter Scholz ( SlM )

DOMRADIO.DE: Was ist denn das Erfolgsrezept dieses Musicals in Fulda? 

Marcus Leitschuh / © Dr. Arnulf Müller (privat)
Marcus Leitschuh / © Dr. Arnulf Müller ( privat )

Marcus Leitschuh (Theologe, Musicalfachmann): Das ist ein unglaublich kreatives Team, das künstlerisch keine Abstriche macht. Das Theater ist klein und trotzdem hat man ein super perfektes Bühnenbild, Licht wie am Broadway und die erste Liga der Musicalsängerinnen und -sänger, die an den Stadttheatern Spielpause haben und den Sommer dann für solche Inszenierungen nutzen.

Es ist ein hohes Niveau und trotzdem zahlt man Eintrittspreise, die man sich leisten kann. 

DOMRADIO.DE: Eine dieser Sängerinnen ist Sabrina Weckerlin, die die Päpstin Johanna spielt. Die Geschichte ist kurz zusammengefasst folgende: Johanna schneidet sich die Haare ab, fortan lebt sie als Mann, geht ins Kloster Fulda, wird Leibarzt des Papstes und muss sich eines Tages wegen der Liebe entscheiden. Welche Rolle spielt der Glaube und wie kommt die Kirche in diesem Musical vor? 

Leitschuh: Die Kirche und das, was theologisch möglich ist, bildet die Haupthandlung. Es geht darum, dass Frauen von diesen kirchlichen Ämtern ausgeschlossen sind. Es ist eine Frage, die uns heute aktuell beschäftigt.

Die Kirche kommt eigentlich positiv weg, denn es gibt in dieser Geschichte Mönche und Äbte, die auch positiv reagieren, die Verständnis haben und Johanna fördern, nicht mit dem Ziel, dass sie Päpstin wird, sondern mit dem Ziel, dass Frauen Bildung bekommen sollen und eben nicht in dieser mittelalterlichen Gesellschaft von Bildung ausgeschlossen werden. 

Aus dem Musical "Die Päpstin" in Fulda / © Michael Werthmueller (SlM)
Aus dem Musical "Die Päpstin" in Fulda / © Michael Werthmueller ( SlM )

Das ist das Kernthema. Es geht eigentlich weniger um das Papstwerden, als darum, ob Frauen Bildung erlangen können und ob sie Talente haben. 

DOMRADIO.DE: Die letzte Aufführung ist fünf Jahre her und es gibt aktuell eine überarbeitete Fassung. Was hat sich denn an der Inszenierung geändert? 

Leitschuh: Es ist ganz mutig, wenn man ein Erfolgsstück mit einer tollen Regie hat. Da gab es eine Drehbühne und eine Treppe, die war für viele, die das Stück in Fulda schon gesehen haben, ganz legendär. Aber jetzt möchte man ein neues Bühnenbild, neues Licht, neue Kostüme. Es ist etwas moderner, es ist dunkler geworden. Es sind große, dunkle Steinwände, die man auf der Bühne in mehrere Kombinationen verschickt, mit viel Nebel. 

Szene aus dem Musical "Die Päpstin" / © Christian Tech (SlM)
Szene aus dem Musical "Die Päpstin" / © Christian Tech ( SlM )

Das ganze Stück ist ernsthafter geworden. Das Ende ist neu. Am Ende nämlich wird deutlich, dass Johanna doch etwas erreicht hat. Sie ist keine Päpstin am Ende, sondern sie hat eine Schule für Mädchen in Rom gegründet. Diese Schule existiert auch, nachdem sie gestorben ist. So ist das neue Ende des Musicals eine ganz positive Botschaft. Bildung für alle ist tatsächlich durch diese Päpstin möglich. 

DOMRADIO.DE: Wie schön, wenn man so ein Ende einfach umschreiben kann. 

Leitschuh: Das Ende war tatsächlich auch in der ersten Inszenierung etwas offen. Es ist jetzt alles runder, es ist ernsthafter. Es ist vielleicht heute auch passender. Die Showelemente sind ein bisschen rausgenommen worden und dafür ist diese Bildungsbotschaft betont worden. 

DOMRADIO.DE: Bis zum 4. August gibt es noch fast jeden Tag "Die Päpstin" in Fulda. Und außerdem ist zum Jubiläum von "Spotlight Musical" noch eine große Gala vor dem Dom geplant. Open Air Produktionen von "Bonifatius, das Musical" Ende August mit Live-Orchester und großem Chor. Warum sollte man in die hessische Provinz kommen? 

Leitschuh: Weil es einfach tolles Theater ist. 

Das Interview führte Uta Vorbrodt.

Quelle:
DR