Jeweils 49 Prozent stufen sich als "durchschnittlich religiös" ein, wie aus der am Freitag in Berlin vorgestellten Untersuchung im Auftrag der Konrad-Adenauer-Stiftung hervorgeht. 22 Prozent der evangelischen Christen und 23 Prozent der Muslime bezeichnen sich als "stark religiös", bei den Katholiken sind das immerhin fast ein Drittel (31 Prozent).
Kanzleramtschef Peter Altmaier (CDU) schließt aus den Ergebnissen, dass sich länger in Deutschland lebende Muslime der Mehrheitsgesellschaft auch im religiösen Verhalten anpassen. Man habe es also "nicht mit einem Kampf der Religionen und Kulturen zu tun", sagte der CDU-Politiker.
Anpassung an an moderne Welt
Als "schwach religiös" betrachten sich jeweils 20 Prozent der Muslime und Katholiken und 28 Prozent der Protestanten. Die Autoren der Studie gehen davon aus, dass ein großer Teil der Muslime in Deutschland relativ säkular ist. So machte rund ein Drittel der Muslime keine Angabe dazu, zu welcher islamischen Gruppe er gehöre. Mehrheitlich gaben die Muslime unter Migranten und Ausländern an, Sunniten zu sein. Nur eine Minderheit (sieben Prozent der Migranten, drei Prozent der Ausländer) sind Schiiten.
56 Prozent der für die Studie befragten Muslime stimmten der Aussage zu, die Lehre des Islam müsse an die Bedingungen der modernen Welt angepasst werden. Altmaier wertete das als "ermutigendes Zeichen". Er betonte, der Staat sei mit den Muslimen im Dialog beispielsweise über die Imam-Ausbildung an deutschen Universitäten. Noch würden Absolventen aber nicht in dem Maß wie erhofft eingesetzt.
Besser integriert, je länger in Deutschland
Insgesamt kommt die Studie zu dem Schluss, dass Migranten und Ausländer besser integriert sind, je länger sie in Deutschland leben. Menschen, die seit mehr als 20 Jahren hier leben, sprechen zu 71 Prozent zu Hause überwiegend deutsch, bei fünfjährigem Aufenthalt sind es 33 Prozent. Fast alle Deutschen, auch die mit Migrationshintergrund, stimmen der Studie zufolge der Aussage zu, wer in Deutschland lebt, sollte auch die deutsche Sprache lernen. Altmaier betonte die Bedeutung frühkindlicher Sprachförderung.
Noch vor zehn Jahren sei damit zu spät begonnen worden, sagte er. Auf dieses Versäumnis führt er es zurück, dass Migranten heute noch nicht genauso häufig wie Deutsche ohne Migrationshintergrund hohe Bildungsabschlüsse erreichen.
Problematische Einstellungen
Die Studie ergibt bei Migranten und Zuwanderern teilweise aber auch problematische Einstellungen. Autorin Sabine Pokorny zufolge finden bei ihnen Verschwörungstheorien wie beispielsweise eine Verantwortung der USA für die Terroranschläge vom 11. September 2001 und homophobe Einstellungen größere Verbreitung. 23 Prozent der Migranten gaben an, sie wollten keine homosexuellen Freunde, bei den Deutschen ohne Zuwanderungsgeschichte waren es sechs Prozent.
Befragt wurden für die Studie insgesamt rund 3.000 Menschen ab 18 Jahren, davon jeweils 1.000 Deutsche ohne und mit Migrationshintergrund sowie in Deutschland lebende Ausländer. 362 der Befragten waren Muslime. Die Befragung fand Anfang 2015 und damit vor dem großen Andrang von Flüchtlingen statt.