Muslime weltweit feiern Mohammeds Geburtstag

Im Volksislam verbreitet, bei Salafisten verpönt

Von Marokko bis Java herrscht oft Volksfeststimmung, wenn Muslime die Geburt ihres Propheten feiern. Strenggläubige wittern eine Ähnlichkeit mit Weihnachten. Dabei lässt sich mit dem Fest wunderbar Politik machen.

Autor/in:
Christoph Schmidt
Ein Muslim liest im Koran / © FOTOKITA (KNA)
Ein Muslim liest im Koran / © FOTOKITA ( KNA )

Für Muslime ist Mohammed das Idealbild des vollkommenen Menschen. Dem Propheten verdanken sie den Koran und den Aufstieg des Islams zu politischer Macht. Unzählige Überlieferungen beschreiben seine Gewohnheiten und Eigenarten, an die sich besonders fromme Gläubige im Alltag genauestens halten - etwa indem sie auf der rechten Seite schlafen oder das Fasten im Ramadan stets mit einer ungeraden Zahl Datteln brechen oder sich einen Bart wachsen lassen.

Muslimische Männer beten zum Ende des Ramadan in der Moschee von Rom / © Stefano dal Pozzolo/Romano Siciliani (KNA)
Muslimische Männer beten zum Ende des Ramadan in der Moschee von Rom / © Stefano dal Pozzolo/Romano Siciliani ( KNA )

Auch sein Geburtstag am 12. Tag des islamischen Monats Rabi al-Awwal, der in diesem Jahr auf den 14. September fällt, ist für Millionen Muslime ein Grund zu feiern. Aber es gibt auch Schelte von Strenggläubigen.

Die Festivitäten zum Prophetengeburtstag, arabisch Maulid an-Nabi, reichen von besinnlich bis ausgelassen. In Kairo ziehen Prozessionen unter Trommelgetöse durch die Straßen, in der Türkei werden die Moscheen die ganze Nacht festlich erleuchtet und auf der indonesischen Insel Java dauert die Party gleich eine ganze Woche mit Kirmes und Feuerwerk. Um Allah dafür zu danken, dass er ihnen Mohammed als Verkünder des Islams und Vorbild gesandt hat.

Große Festessen zum Geburtstag

Der Prophet selbst soll an seinem Geburtstag stets gefastet haben. Dagegen gehört gutes Essen bei den Maulid-Feiern traditionell dazu. Wohlhabende Spender und religiöse Stiftungen richten aufwendige Festmähler aus, besonders für die Armen. Bei den Straßenumzügen verteilen Bäcker Zuckerzeug an die Zuschauer. Zugleich steht das spirituelle Gedenken an den Religionsgründer im Mittelpunkt; die Nacht auf Maulid ist eine der fünf heiligen Nächte des Islams, in denen Bittgebete als besonders aussichtsreich gelten.

In den Moscheen und auf öffentlichen Plätzen erinnern Gläubige mit Koranlesungen und Lobeshymnen an Mohammeds Leben. Kinder tragen in TV-Programmen Gedichte über den Propheten vor. Über die Jahrhunderte ist eine umfangreiche Maulid-Literatur entstanden. So zählt die Geburtsgeschichte Mevlüt i-Sherif des osmanischen Dichters Süleyman Celebi (gest. 1422) zu den großen Werken der türkischen Nationalliteratur.

Von Ägypten in die ganze islamische Welt

Die ersten Maulid-Feiern gehen auf die ägyptischen Fatimiden im elften Jahrhundert zurück. Ihre Kalifen trieb nicht nur die Frömmigkeit. Sie wollten mit den prunkvollen Feierlichkeiten vor allem ihre Abstammung von Mohammed und damit ihre Autorität betonen. Von Ägypten aus verbreitete sich Maulid dann über die ganze islamische Welt.

Koran in einer Moschee / © Aisylu Ahmadieva (shutterstock)
Koran in einer Moschee / © Aisylu Ahmadieva ( shutterstock )

"Dynastien, die ihre Herkunft auf Mohammed selbst zurückführen, wie die jordanischen Haschemiten oder das Königshaus in Marokko, nutzen das offizielle Zelebrieren von Maulid bis heute, um ihre politische Legitimität zu stärken", berichtet der islamische Theologe Mouhanad Khorchide der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Und dass Maulid gerade in nichtarabischen Gesellschaften wie Bangladesch oder der Türkei so beliebt wurde, liege unter anderem daran, dass sie als vollwertige Mitglieder der islamischen Weltgemeinde anerkannt sein wollten, so der Leiter des Zentrums für Islamische Theologie an der Universität Münster.

Der Volksislam kennt viele Wundererzählungen rund um Mohammeds Geburt, der Überlieferung nach um das Jahr 570 in Mekka. So habe ein helles Licht von Syrien aus über Arabien gestrahlt und die Natur angefangen zu blühen. Auf keinen Fall dürfen Muslime ihn jedoch als göttliches Wesen anbeten wie Christen ihren Religionsstifter Jesus von Nazareth. Mohammed ist lediglich der Überbringer der göttlichen Offenbarung, des Koran.

Maulid in Saudi-Arabien strikt verboten

Rigiden Strömungen wie den saudischen Wahhabiten oder den Salafisten ist das Fest deshalb ein Dorn im Auge. Sie verdammen Maulid als bid'a, als verbotene Neuerung, die den Gläubigen von der Verehrung Allahs ablenkt. Schließlich habe der Prophet seinen Geburtstag auch nicht gefeiert. Schlimmer noch: Das Fest erinnere gar an das christliche Weihnachten. Anders als in den meisten islamischen Ländern ist Maulid in Saudi-Arabien strikt verboten, in anderen Golfstaaten verpönt. Paradoxerweise sind es gerade die Salafisten, die Mohammeds Vorbild bis ins kleinste Detail, etwa der Art des Zähneputzens, nachahmen.

Die Mehrzahl der islamischen Gelehrten hält das fröhliche Gedenken an den Propheten dagegen für erlaubt oder empfiehlt es sogar. Übrigens: Weil sich das Fest nach dem islamischen Mondkalender richtet, fielen Maulid und das christliche Weihnachtsfest in der Geschichte immer mal wieder auf denselben Tag. Das nächste Mal wird es aber erst im Jahr 2080 wieder soweit sein.

Hintergrund: Mohammed

Mohammed ist der Stifter des Islam. Für Muslime ist er der letzte aller Propheten, dem Gott mit dem Koran seine ewige und unverfälschte Botschaft an die Menschheit offenbart hat. Geboren um 570 in Mekka und früh verwaist, wuchs Mohammed bei Verwandten auf. Bei seinen Reisen als Kaufmann kam er mit jüdischen und christlichen Lehren in Berührung. Im Jahr 610, im Alter von etwa 40 Jahren, begannen Mohammeds Verkündigungen, die er als Offenbarungen Gottes durch den Erzengel Gabriel auffasste.

Mohammed mit Erzengel Gabriel bei der Offenbarung / © Gemeinfrei
Mohammed mit Erzengel Gabriel bei der Offenbarung / © Gemeinfrei
Quelle:
KNA