Im Erzbistum Köln nehmen auch Ehrenamtliche Bestattungen vor

Muss das nicht der Pfarrer machen?

Seit etwa drei Jahren bildet das Erzbistum Köln Ehrenamtliche dazu aus, Bestattungen vorzunehmen und Trauernden beizustehen. Die Pastoralreferentin Doris Dung-Lachmann berichtet vom engagierten Einsatz der Helferinnen und Helfer.

Trauernde auf einem Friedhof / © Rawpixel.com (shutterstock)
Trauernde auf einem Friedhof / © Rawpixel.com ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Wenn es um die Beerdigung geht, sprechen Sie nicht von einem Trauergespräch mit den Angehörigen. Sie nennen das bei sich in der Gemeinde anders. Warum?

Doris Dung-Lachmann (Kölner Pastoralreferentin im Sendungsraum Ehrenfeld, Bickendorf und Ossendorf): Wir nennen es Kondolenzgespräch. Das liegt daran, dass Trauergespräch ein weiterer Begriff ist - ein ganz wunderbarer Begriff, den wir hier auch leben. In Bickenorf, in Ossendorf und Ehrenfeld werden Menschen in ihrer Trauer länger begleitet, wenn sie das möchten, und zwar ganz individuell.

Wenn es um die Bestattung geht, dann ist das in der Regel erst einmal ein Gespräch. Da werden die Menschen mit ihrer Trauer in den Blick genommen, mit all dem, was sie in diesem Moment erlebt haben. Gleichzeitig wird auch die Trauerfeier vorbereitet, in der der Abschied und die Hoffnung auf Auferstehung gelebt wird. Und dieses Kondolenzgespräch hat einen ganz eigenen Charakter.

DOMRADIO.DE: Und das machen bei Ihnen neben den Hauptamtlichen vier ehrenamtliche Laien-Bestattungbeauftragte. Die sind ja nicht einfach dazu ernannt worden, sondern haben eine anderthalb Jahre dauernde Fortbildung gemacht. Was waren denn Inhalte dieser Fortbildung?

Dung-Lachmann: Durch diese Fortbildung fühlen sich die Ehrenamtlichen wirklich gut vorbereitet. Inhalte sind das, was ein Mensch braucht, damit er anderen Menschen in dieser besonderen Situation gegenüberstehen kann und trotzdem auch weiß, einerseits, wo man unterwegs ist und, andererseits, wie die Brücke zum anderen gebaut wird.

Die Fortbildung hat viele Aspekte; sie setzt sich erstmal mit dem eigenen Leben ein Stück auseinander, gibt Raum zur Reflektion: Wo sind denn vielleicht meine eigenen Trauer-Erfahrungen? Was hab ich denn im Leben gespürt? Was hab ich gelernt? Wo werde ich da auch mit mir selber jedes Mal in Berührung kommen, wenn ich so einer Trauerfeier vorstehe oder wo geben sich dadurch auch Möglichkeiten, mit den anderen Menschen in Beziehung zu kommen?

Dann stellt diese Fortbildung den ganzen Rahmen der Liturgie und der Rituale vor: Was gibt es denn da? Was gab es früher? Was hat sich als hilfreich gezeigt, wo ist dann vielleicht auch Raum in dieser Liturgie für ein kreatives sich Selber-Einbringen?

Dann bekommen die Menschen einen ersten Einblick darin, wie heute Trauer gesehen wird. Wie kann denn vielleicht von fachlicher Seite auch nochmal aufgeschlüsselt werden, was mit den Menschen gerade los ist, die mir begegnen, für die ich jetzt da bin?

DOMRADIO.DE: Jetzt ist das klassische Denken bei vielen Menschen ja doch immer noch so: Da stirbt ein Angehöriger von mir und die Beerdigung muss der Pfarrer machen. Was machen Sie denn, wenn Angehörige darauf bestehen, dass nicht einer der Laien-Bestattungsbeauftragten von ihnen kommt, sondern der Pfarrer?

Dung-Lachmann: Dieses Bild gibt es natürlich noch. Das liegt einerseits daran, dass Menschen oft gar nicht mehr regelmäßig in der Kirche sind und Kirche gar nicht mehr so lebendig erleben. Aber wenn es um einen Todesfall geht, erinnern sie sich: Das war doch früher so. Das war doch schon so, als die Oma bestattet wurde. Und das wird durch Filme und alle möglichen medialen Bilder natürlich auch gut verfestigt

Allerdings erlebe ich, wenn man mit den Menschen im Gespräch ist und wenn die spüren, da nimmt jemand meine Trauer ernst, da nimmt jemand auch jetzt gerade meine Unsicherheit ernst, wenn die merken, ich bin ganz ernst genommen mit der Frage 'Wie um Gottes willen kann dieser Abschied funktionieren?', dann erlebe ich ganz oft auch bei den Menschen viel Bewegung.

Und das ist dann erst mal meine Baustelle, mit den Menschen in Kontakt zu gehen und sie einfach da abzuholen und ihnen auch dann zu helfen, eine Brücke zu betreten. Die merken in der Regel: Es geht nicht um die Form und es geht nicht darum, an einem Amt festzuhalten. Es geht darum, dass mir diese Qualität aus der Mitte der christlichen Gemeinschaft entgegenkommt und dass das Christliche mich trägt und dass Menschen wie unsere Laien-Bestattungsbeauftragten mir entgegenkommen, die genau das gut leben können.

Das Interview führte Martin Mölder.


Quelle:
DR