Myanmars "Stiller Streik" am Jahrestag des Militärputsches

Ausnahmezustand verlängert

Am zweiten Jahrestag des Umsturzes in Myanmar haben Bürger landesweit mit einem "stillen Streik" gegen das Militärregime protestiert. Geschäfte blieben geschlossen; die Menschen verhielten sich auf den Straßen oder zu Hause still.

Symbolbild Männer in Soldatenuniform in Myanmar / © anonymous6059th (shutterstock)
Symbolbild Männer in Soldatenuniform in Myanmar / © anonymous6059th ( shutterstock )

So berichteten unabhängige myanmarische Medien. Als Gegenmaßnahme habe die Junta in Großstädten wie Yangon und Mandalay promilitärische Kundgebungen abhalten lassen. Das Militär hatte am 1. Februar 2021 die demokratisch gewählte Regierung von Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi gestürzt.

Unterdessen verlängerte der Nationale Verteidigungs- und Sicherheitsrat am Jahrestag den Ausnahmezustand um sechs Monate, wie das unabhängige Nachrichtenportal Irrawaddy berichtet. Politische Beobachter gehen davon aus, dass deshalb auch die für August vorgesehene Parlamentswahl verschoben wird. Westliche Staaten und die Opposition in Myanmar sprachen ohnehin von "Scheinwahlen". Der UN-Sonderberichterstatter für Myanmar Tom Andrews betonte zum Jahrestag: "Es kann keine freien und fairen Wahlen geben, wenn Oppositionspolitiker verhaftet, einsperrt, gefoltert und hingerichtet werden."

Der Erzbischof von Mandalay, Marco Tin Win rief unterdessen die Menschen seines Heimatlandes zu Versöhnung und Dialog auf. Im DOMRADIO.DE-Interview sagte der Geistliche: "Am Ende sind wir immer noch ein Volk, Brüder und Schwestern. Lasst uns auf den anderen hören und unser Land wieder aufbauen."

Unterdrückung von Minderheiten?

Die US-Kommission für Internationale Religionsfreiheit (USCIRF) wirft der Junta vor, gezielt gegen ethnische und religiöse Minderheiten vorzugehen. Auch nach zwei Jahren sei immer noch nicht erkennbar, dass der sogenannte Staatsverwaltungsrat, also die Junta-Führung, wegen Völkermordes an der muslimischen Rohingya-Minderheit und wegen "unzähliger Verletzungen der Religionsfreiheit und der Menschenrechte" vor Gericht gestellt würde, erklärte USCIRF-Kommissar Eric Ueland. Christen machen rund 8,2 Prozent der 55 Millionen Einwohner des mehrheitlich buddhistischen Landes aus.

Nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen wurden seit dem Putsch rund 2.900 Menschen getötet, darunter Hunderte Kinder. Mehr als 17.000 Personen wurden verhaftet, mehr als 40.000 Häuser bei Racheaktionen des Militärs niedergebrannt.

Quelle:
DR , KNA