Die orthodoxe Mönchsgemeinschaft erklärte gegenüber der Katholischen Nachrichten-Agentur, man rechne damit, dass Reisegruppen ihre Besuche stornierten. Eine unmittelbare Gefährdung der Mönche wies ein Sprecher jedoch zurück.
Am Dienstagabend war ein Polizeiposten unweit des Klosters attackiert worden. Bei dem Schusswechsel kam ein Polizist ums Leben, vier weitere wurden nach Angaben der Mönche verletzt. Zu der Tat bekannte sich eine der Terrormiliz "Islamischer Staat" nahestehende Gruppierung. Die Fahndung nach dem Angreifer habe mit Hilfe der Beduinen zu einem Verdächtigen geführt, so der Klostersprecher weiter. Der Mann habe bei der Festnahme gedroht, eine Sprengstoffweste zu zünden, und sei daraufhin von der Polizei erschossen worden.
"Erstaunliche Kontinuität"
Zum ersten Mal sei ein Terrorakt so nahe bei dem Kloster verübt worden, teilte die Mönchsgemeinschaft mit. Welche Auswirkungen dies haben werde, sei noch unklar. "Das Kloster wurde vor 1.400 Jahren als Festung erbaut, mit rund 20 Meter hohen Mauern. Es dient immer noch als Festung", sagte der Sprecher. Die lokalen Beduinen nähmen weiterhin die Beschützerrolle wahr, die Kaiser Justinian (527-565) ihnen bei der Gründung des Klosters im sechsten Jahrhundert aufgetragen habe. Dies sei "eine erstaunliche Kontinuität".
Das im sechsten Jahrhundert gegründete orthodoxe Katharinenkloster zählt zu den bekanntesten Pilgerorten der Christenheit. Mit seiner bedeutenden Ikonensammlung und Bibliothek zieht das Kloster am Fuß des Mosesbergs auf der Sinai-Halbinsel jährlich Zehntausende Besucher an. 2002 wurde es als UNESCO-Welterbe eingestuft.
"Oase der Sicherheit und des Friedens"
Am Palmsonntag hatte es bereits Anschläge auf zwei koptische Kirchen in Ägypten gegeben. Dabei waren mehr als 40 Menschen ums Leben gekommen. Papst Franziskus will am 28. und 29. April Ägypten besuchen und will nach bisherigen Angaben aus dem Vatikan auch nach solchen Anschlägen sein vorgesehenes Besuchsprogramm nicht ändern.
Der Kairo-Besuch des Papstes bietet Ägypten nach Worten des koptischen Papstes Tawadros II. Gelegenheit, sich als sicheres und friedliches Land zu präsentieren. Diese Reise sei wichtig, "um der Welt die Botschaft zu vermitteln: Ägypten ist noch eine Oase der Sicherheit und des Friedens", sagte das Oberhaupt der koptisch-orthodoxen Kirche dem italienischen Pressedienst SIR am Donnerstag.
Toleranz statt Gewalt
Das ägyptische Volk sei beeindruckt und verdutzt gewesen, dass die Kopten angesichts dieser Gewalt nicht den Hass, sondern den Weg der Toleranz gewählt hätten, so Tawadros weiter, auch jenen gegenüber, die Angst säten und den Tod verursachten.
Während der Ägypten-Reise des Papstes stehen neben dem Treffen mit Tawadros II. auch Begegnungen mit Präsident Abdel Fattah al-Sisi und dem Großimam der Al-Azhar-Universität, Ahmed Mohammed al-Tayyeb, auf dem Programm.